Verkehr, Vielfalt, Vietnam! Freiwilligendienst an der Pascal Secondary School
Vietnam â viele Menschen assoziieren mit diesem Land als Erstes einen langen Krieg. Doch das Vietnam, das ich nur gut 40 Jahre später kennenlernen durfte, ist ein Land voller Lebensfreude, ein Land im Aufbruch, ein Land zwischen Moderne und Tradition und ein Land mit einer viel weiter zurĂźck reichenden Geschichte.
Dass ich Vietnam unbedingt einmal besuchen mÜchte, wurde mir klar, als ich in der elften Klasse eine Präsentation ßber das Land vorbereiten musste. Nachdem ich im letzten Sommer die Schule beendet hatte, stand fßr mich fest, dass es jetzt nach Vietnam gehen sollte. Genauso wusste ich, dass ich diese Zeit nicht nur fßr mich selber nutzen, sondern auch etwas zurßckgeben wollte. Im Rahmen eines Freiwilligendienstes habe ich die letzten fßnf Monate in Hanoi verbracht und an der Pascal Secondary School Englisch unterrichtet.
In Hanoi habe ich mit anderen Freiwilligen zusammen in einem Haus gelebt. TagsĂźber haben wir in unseren Projekten gearbeitet und unsere freie Zeit gemeinsam verbracht. Oft haben wir die Wochenenden genutzt, um kleinere Reisen in die Umgebung von Hanoi zu unternehmen.
In meinem Projekt habe ich als âTeaching Assistantâ die Lehrerinnen und Lehrer unterstĂźtzt, da die Klassen in Vietnam mit bis zu 60 SchĂźlern recht groĂ sind. Obwohl ich ältere SchĂźler zwischen 11 und 14 Jahren unterrichtet habe, war es jede Stunde aufs Neue eine Herausforderung, tatsächlich gehĂśrt zu werden. Das Mikrofon war hier mein bester Freund. Meine Aufgaben waren es, den SchĂźlern Aufgaben und neue Vokabeln zu erklären und später die LĂśsungen zu vergleichen. AuĂerdem haben wir viel die Aussprache geĂźbt und ich habe einzelnen SchĂźlern mit Aufgaben geholfen. Teilweise habe ich auch ganz alleine unterrichtet oder mĂźndliche PrĂźfungen durchgefĂźhrt. Auch wenn der Unterrichtsablauf recht genau durch sogenannte âlessons plansâ vorgegeben ist, war es mit den SchĂźlern nie eintĂśnig. Es gab immer viel zu lachen und es hat SpaĂ gemacht, Fortschritte zu sehen.
Best of Freiwilligendienst: Vietnam
Aber auch Vietnam selbst hat mich während der Zeit, die ich dort verbringen durfte, immer wieder aufs Neue begeistert und ßberrascht.
Zuerst die Natur, die wirklich atemberaubend schÜn und vielfältig ist (Vietnam ist ein sehr langes Land und erstreckt sich ßber zwei Klimazonen, da gibt es landschaftlich viel Abwechslung). Und mit atemberaubend schÜn meine ich wirklich atemberaubend. Nie davor habe ich auch nur vergleichbare Orte wie die Ha Long Bay gesehen, an denen mit Urwald bewachsene, riesige Karstfelsen aus tßrkisblauem Wasser ragen.
Ebenfalls begeistert war ich vom groĂartigen Essen. Das Streetfood und die unzähligen Variationen, in denen aus etwas Reis und GemĂźse Gerichte und Suppen gezaubert werden, ist so lecker, dass es hier auf jeden Fall erwähnt werden muss.
Ăberrascht hat mich auch der berĂźchtigte Verkehr, den man auf den ersten Blick als komplettes Chaos abstempelt. Aber eben nur auf den ersten Blick, denn eigentlich steckt ein ausgeklĂźgeltes System dahinter. Auch wenn ich nicht behaupte, den vietnamesischen Verkehr selbst verstanden zu haben, so ist mir in einem knappen halben Jahr auf dem RĂźcksitz verschiedenster Mopeds & Fahrer nicht ein einziges Mal etwas zugestoĂen.
Am meisten haben bei mir aber die Menschen und die Kultur Eindruck hinterlassen. Was ich als so  besonders erlebt habe, spiegelt auch die Lotusblßte als Nationalsymbol wider. Diese Pflanze symbolisiert Vietnam, da sie aus Schlamm wächst und trotzdem wunderschÜne Blßten hervorbringt. In der Vergangenheit hat Vietnam viel Leid erlebt, erst durch die Kolonialzeit und später durch den Krieg. Und trotz allem herrscht dort fast ausnahmslos eine solche Herzlichkeit, Freundlichkeit und Lebensfreude und kaum Bitterkeit. Hand in Hand damit geht auch, wie Traditionen und Moderne direkt nebeneinander existieren kÜnnen. In Hanoi findet man beispielsweise nicht selten Tempel versteckt zwischen Geschäften und Restaurants und Menschen, die dort ungestÜrt vom Trubel um sie herum einen Moment der Ruhe und Verbundenheit mit den Ahnen finden.
Während meines Aufenthaltes durfte ich viele mir bis dahin unbekannte Lebensweisen kennenlernen. Das hat mir gezeigt, wie schnell es geschieht, dass man seine Ansichten, Urteile und Meinungen nur auf dem grßndet, was man schon kennt. So habe ich gelernt, dass es absolut notwendig ist, anderen Kulturen offen zu begegnen und ßber den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. So viel SchÜnes kann daraus entstehen und beide Seiten kÜnnen viel voneinander lernen.
FĂźr die schĂśnen Erlebnisse und Begegnungen mit wunderbaren Menschen bin ich sehr dankbar. Ich hoffe, dass ich in den letzten Monaten auch fĂźr andere etwas Positives bewirken konnte. Selten war ich so aufgeregt wie an dem Tag als es losging, doch im Nachhinein kĂśnnte ich nicht glĂźcklicher sein, diesen Schritt gewagt zu haben. Nach Vietnam zu gehen war eine der besten Entscheidungen meines Lebens bis jetzt. Selbst wenn man sich davor fĂźrchtet, kann ich es jedem nur ans Herzen legen, Zeit im Ausland zu verbringen, wenn sich die MĂśglichkeit ergibt.
Lena
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