Mein flexibler Freiwilligendienst in Südafrika 2024
Neal hat zwei Monate im flexiblen Freiwilligendienst in Südafrika verbracht und berichtet hier von seinen Erfahrungen.
Meine Zeit in Südafrika
Im September 2024 begann mein zweieinhalbmonatiger flexibler Freiwilligendienst in Südafrika. Ich habe dort in Grassy Park, einem Vorort von Kapstadt, in einer Gastfamilie gelebt und in einem Kindergarten gearbeitet.
Ich habe großartige Erfahrungen gesammelt, die mein Leben nachhaltig veränderten, und Menschen kennengelernt, die ich nie vergessen werde.
Zwar bin ich, im Verhältnis zu all dem, was man dort sehen und erleben kann, nur für einen kurzen Zeitraum verreist, aber ich habe meine Zeit umso mehr genutzt und genossen.
Ankunft und Eindrücke
Das Anreisen brachte bereits einige potenzielle Sinnesüberflutungen mit sich: Die Sonne war wie angekündigt “unforgiving” (mit einem UVI von bis zu 12!), die Autos fuhren auf der ‘falschen’ Seite und alles roch anders.
Direkt überkam mich die Konfrontation mit dem, was den Armutsanteil eines Landes ausmacht. Nachdem man etwas aus dem zentralen Teil der Stadt herausgefahren ist, fängt man an zu erkennen, was auch noch alles Bestandteil Kapstadts ist – viele große, moderne Gebäude, gefolgt von noch mehr Hütten, gebaut aus Blech, Pappe und was auch immer den Leuten sonst noch zur Verfügung stand.
Viele Straßenhunde sind auf den Straßen unterwegs, einen musste ich tot vorfinden. Ich war entgeistert, aber dennoch nicht überrascht: Das war, wovon ich bereits gelesen und gehört hatte, richtig? Das ist der Teil des Landes, der leidet, oder? Das ist der Teil der Welt, für den man als Kind aufgegessen hat, obwohl man selbst keinen Hunger mehr hatte. Ja und nein.
Die Antwort ist nicht so simpel, denn obwohl die Disparität so ausgeprägt ist, dass über die Hälfte der Einwohner*innen in Armut lebt, sind die Menschen genau das gewohnt; die Lebensumstände waren für mich genauso fremd wie der natürliche Umgang mit ihnen.
Generell war es bei so vielen Eindrücken schwierig, sich ein Bild zu machen, denn die Realität ist nicht einfach schwarz und weiß, ich habe gelernt, sie besteht nicht einmal unbedingt aus Graustufen; ich glaube, sie ist bunt und das zeigt Südafrika ziemlich gut (und das nicht nur auf der Flagge).
Reisen außerhalb des Projekts
Zum Zeitpunkt meiner Ankunft waren vor Ort noch Frühlingsferien, sodass ich, bevor ich im Projekt starten würde, noch Zeit für die Garden Route hatte. Das ist eine mehrtägige Tour entlang der Südküste Südafrikas in Richtung Osten und zurück nach Kapstadt.
Ich trat die Tour als ‘Backpacker’ an. Noch am Westkap ging es zunächst nach Mossel Bay. Dort machten wir eine Safari, bei der wir ziemlich Glück hatten, da man alles von Löwen (die gerade eine Antilope fraßen), bis hin zu blauen Kranichen (Südafrikas gefährdetes Nationaltier) zu Gesicht bekam.
Außerdem lernte ich die anderen Reisenden und unseren Tourguide Isaac kennen, die von überall aus der Welt herkamen und viele interessante Geschichten zu erzählen hatten.
Weiter in der Tour ging es über Sedgefield und Knysna mit wunderschönen Ausblicken, hin zum Ostkap mit Bungeejumping, einer Zipline und einem Nationalpark in Kareedouw. Dann über Jeffreys Bay nach Kirkwood, ein Stück durch den Addo Elephant Nationalpark. In Oudtshoorn kam ich in die Cango Caves, Tropfsteinhöhlen, in denen bereits die Khoisan vor 10.000 Jahren gelebt haben (wenn auch nicht besonders tief drinnen)!
Als ich am darauffolgenden Tag einen Elefanten aus dem Buffelsdrift aus nächster Nähe sah und sogar umarmen durfte, war ich einfach sprachlos. Wunderschöne, große Geschöpfe mit erstaunlich unerwartet borstigem Rüssel.
Noch am selben Tag fuhren wir zu einer Straußenfarm, bei der ich zugeben muss, dass das Füttern dieser Riesenvögel bisher das Gruseligste an der Reise war…
Schließlich, und wieder nur noch 45 km von Kapstadt entfernt, besuchten wir ein Weingut in Calitzdorp. Dort verabschiedeten wir uns auch dankbar bei dem Tourguide, der die ganze Reise so für uns zusammengestellt hatte und immer ehrlich und offen war (nur vegetarisch sein konnte er nicht ganz nachvollziehen).
Die Gastfamilie
Untergebracht war ich in den Cape Flats in Grassy Park. Ich lebte dort mit drei anderen Freiwilligen, unseren Gasteltern Edgar und Marlene, sowie deren Hund Rocky.
So gut wie jeden Tag waren auch eine oder beide Töchter unserer Gasteltern da und halfen beim Kochen oder der Wäsche.
Wie die meisten Familien in Kapstadt war auch unser Haushalt christlich geprägt. Das hieß für uns aber eigentlich nur, dass vor jedem Essen gebetet wurde.
Da ein paar Freiwillige, inklusive mir, vegetarisch leben, stießen wir öfter auf verwirrte Blicke, bei dem Versuch zu erklären, dass ja, wir kein Fleisch essen und nein, auch kein Hühnchen. Aber unsere Gastfamilie hat stets Rücksicht genommen und es wurde sogar für uns ein Ersatzprodukt für die beliebte Polony Sausage gekauft. Es war… okay.
Mein Projekt
Das Projekt, in dem ich untergebracht war, heißt Tiny Tubbies Educare und beinhaltet eine Reihe von Kindergärten an verschiedenen Standorten.
Von der Gastfamilie aus hatte ich einen Fußweg von ca. 15 Minuten zu meinem Standort in Zeekoevlei, gleich neben einem Naturreservat um einen See herum.
Meine Arbeitszeiten waren immer montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr, wobei ich eine einstündige Pause von 12:30 bis 13:30 Uhr nahm.
Der Kindergarten, dem ich zugeteilt war, bestand aus einer einzigen kleinen Halle, die durch brusthohe Regale voll mit Spielzeug und Unterlagen in kleine ‘Klassen’ unterteilt war. Dazu kamen 2 Toiletten, die Küche und draußen ein Spielplatz. Die Klassen waren nach Alter der Kinder sortiert und so gab es 2-3-Jährige, 3-4- und 4-5-Jährige.
Eine meiner Aufgaben bestand darin, auf die Kinder aufzupassen und mit ihnen zu lernen und zu spielen. Ich war fast ausschließlich bei den 4-5-Jährigen, die sich auf ihre Graduation vorbereiteten und somit auch ein Gedicht, Lieder und sogar Choreografien einübten.
Einen großen Teil meiner Zeit habe ich in der Küche verbracht. Hier half ich unter anderem, das Geschirr zu spülen, trocknen und einzuräumen, sowie das Mittagessen an die Kinder zu verteilen (von denen einige auch noch gefüttert werden mussten).
An einigen Tagen waren die ‘Uncles’, quasi Hausmeister, in der Einrichtung und ich half ihnen mit den verschiedensten Sachen (und zwar wirklich verschieden: von Stühlen reinigen bis kaputte Rohre ausfindig machen).
Die Kinder haben ihre ‘Naptime’ von 12 bis 14 Uhr, also half ich ebenfalls die Betten bzw. Matratzen auszulegen und ging anschließend bis zu meiner Pause sicher, dass die Kinder auch wirklich schlafen würden. Ungünstigerweise lässt einen nichts mehr die eigene Müdigkeit spüren als die, die selbst nicht schlafen wollen…
Grundsätzlich waren die Mitarbeiter*innen unglaublich nett und offen. Ich habe mich immer sehr willkommen gefühlt und vor allem nützlich.
In dem Vorbereitungsseminar stellt man sich darauf ein, dass die traurige Wahrheit ist, dass man durch einen einfachen Auslandsaufenthalt nicht die Welt retten kann. Aber die Menschen, mit denen ich arbeiten konnte, haben immer wieder versichert, dass das, was wir tun, hilfreich ist. Wir verändern zwar nicht die ganze Welt schlagartig, aber dennoch bewirkt unser Handeln einen Unterschied.
Sei es, dass die Lehrer*innen die 7 Tage die Woche, 10 Stunden am Tag arbeiten müssen, um ihre Familie zu finanzieren, wenigstens ein bisschen Pause haben können oder sei es, dass den Kindern, unabhängig von ihrem Elternhaus eine weltoffene Einstellung im Leben mitgegeben wird und sie ermutigt werden, weiterhin ihren Bildungsweg zu beschreiten, obwohl dies hier so kostspielig ist.
Oder vielleicht hilft es auch nur mir zu sagen, dass meine kurze Reise nicht einfach Urlaub war, sondern Lebenserfahrung und ein Blick in eine Welt, die noch nicht alle gewagt haben.
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