Mein Freiwilligendienst in Ecuador – Ein Einblick in mein Umweltprojekt
Katja gibt uns in ihrem Erfahrungsbericht einen Einblick in ihren Freiwilligendienst in Ecuador mit weltwärts. Sie engagiert sich dort in Projekten für den Umweltschutz und zeigt uns in diesem Bericht ihren Alltag.
Ankunft
Ich kam am 17. August in Ecuador an. In den ersten zwei Wochen waren die anderen Freiwilligen dabei. Wir hatten ein Orientierungsseminar mit Spanischunterricht in Quito. An den ersten beiden Tagen wohnte die ganze Gruppe in einer Herberge, danach wurden wir in Gastfamilien untergebracht.
Sprachkurs
Anhand der Spanischtests, die wir vorher machen mussten wurden wir in Grundkurse und einen Fortgeschrittenenkurs eingeteilt. Ich habe den Fortgeschrittenenkurs besucht. Wir haben viel Grammatik wiederholt, was für mich sehr hilfreich war, da ich meinen letzten Spanischunterricht vor 8 Jahren in der Schule hatte.
Am Anfang war es etwas schwierig, auf Spanisch zu sprechen, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt und wollte mein Spanisch unbedingt verbessern. Außerdem hat sich meine Gastfamilie inQuito bemüht langsam und deutlich mit mir zu sprechen, was mir sehr geholfen hat.
Orientierungswoche
Nach dem Spanischunterricht, am Nachmittag, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine mit den Freiwilligen, die Englisch unterrichten sollten, und eine mit den anderen Freiwilligen aus den Sozial- und Umweltprojekten, so wie ich.
Wir hatten verschiedene Aktivitäten wie den Besuch eines Museums, halfen in Quitos botanischem Garten und sahen einen Film über Müllprobleme in Ecuador.
An einigen Tagen hatten die beiden Gruppen ein gemeinsames Seminar und wir sprachen gemeinsam über wichtige Themen für unseren Aufenthalt hier, wie z.B. Kommunikationswege, Stereotypen und Richtlinien für unsere eigenen kleinen Projekte, die wir durchführen sollten.
San José de Minas
Den größten Teil meines weltwärts-Jahres verbringe ich in der ländlichen Stadt San José de Minas, die ca. 80 km nördlich von Quito am Rande eines Tals liegt und eine der Städte der “Ruta Escondida” ist. Die Gegend ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt, sogar an den steilen Berghängen derAnden.
Minas besteht aus dem Hauptort, in dem man alles findet, was man zum täglichen Leben braucht, und verschiedenen “Barrios” (Stadtvierteln), die über das gesamte Gebiet verteilt sind.
Mein Projekt “FUCAE” befindet sich ebenfalls im Hauptort. Von hier aus fahren Busse nach Quito und Otavalo. Die umliegenden Dörfer können mit dem Auto, Motorrad oder Taxi erreicht werden.
Meine Gastfamilie
Während meiner Zeit hier lebe ich in einer Gastfamilie. Meine Gastfamilie besteht aus meinen Gasteltern, Yolanda und Jorge, die beide in meinem Projekt arbeiten, und drei Geschwistern.
Meine jüngere Gastschwester Sofi studiert unter der Woche Zahnmedizin in Quito und wohnt normalerweise an den Wochenenden bei uns.
Mein Gastbruder Jonathan, der so alt ist wie ich, arbeitet ebenfalls im Projekt und wohnt unter der Woche bei uns. Die Wochenenden verbringt er mit seiner Freundin und seinem Sohn, die in Quito leben.
Meine ältere Gastschwester Mariela lebt mit ihrer Familie in Ambato. Sie besuchte uns am Wahlwochenende im Oktober.
Außerdem haben wir einen Hund namens Astro.
Eine Gastfamilie zum Wohlfühlen
Meine Gastfamilie nimmt seit vielen Jahren Freiwillige und andere Gruppen auf. An meinem ersten Tag hier in Minas, als ich ankam, fühlte ich mich von Herzen willkommen. Meine Gastmutter zeigte mir die Stiftung, in der wir auch die meiste Zeit leben. Später aßen wir alle zusammen zu Abend und mein Gastvater spielte ecuadorianische Folkloremusik auf seinen Flöten.
Zeit miteinander zu verbringen hat in meiner Gastfamilie einen hohen Stellenwert und ich freue mich sehr, dass ich so stark in ihr Familienleben integriert werde. Normalerweise essen wir alle zusammen, wenn wir nicht gerade arbeiten.
Ich koche sehr gerne, deshalb genieße ich es die Mahlzeiten gemeinsam mit ihnen zuzubereiten und etwas über die ecuadorianische Küche zu lernen.
Da meine Gasteltern selbst biologische Landwirtschaft betreiben, ist es für sie sehr wichtig, dass wir möglichst wenig Chemikalien und industriell verarbeitete Lebensmittel verwenden.
Das Fleisch, das wir essen, ist frisch und stammt entweder von Bauern aus der Umgebung oder von unseren eigenen Hühnern.
Eines Tages zeigte mir meine Gastschwester Sofi wie man ein ganzes Huhn zubereitet, indem man zuerst die Federn ausreißt und die Organe herausschneidet, usw. Das war eine ganz besondere Erfahrung für mich, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte, und es gab mir einen anderen Bezug zu dem Tier, das ich gegessen habe, denn ich habe das Gefühl, dass Fleisch in Deutschland für die meisten Menschen nur ein weiteres Produkt ist.
Wie verbringe ich meine Wochenenden?
An den Wochenenden verbringe ich normalerweise Zeit mit meiner Gastfamilie. Da normalerweise mindestens ein oder zwei Geschwister meiner Gastmutterund ihre Familien zu Besuch kommen, ist das Haus immer voll.
Manchmal, treffe ich mich auch mit Freund*innen, begleite meine Gastschwester und ihre Freund*innen zu Grillfesten oder Partys oder schaue mir die Fußballspiele meiner Onkel (5 von ihnen spielen in einer Mannschaft) gemeinsam mit meinen Tanten und Cousins an.
Das Wochenende im Garten
Meine Gasteltern verbringen einen großen Teil ihres Wochenendes mit der Arbeit auf ihrem Gelände und in ihrem Garten. Manchmal begleite ich sie auf ihr Gelände, wo sie verschiedene Früchte und Gemüse anbauen. Die Arbeit kann zwar anstrengend sein, aber sie ist auch sehr schön, weil wir uns viel unterhalten und gemeinsam Zeit in der Natur verbringen.
Fiestas de Minas
Im September fanden die “Fiestas de Minas” in San José de Minas statt. Sie beinhalteten die Krönung einer Königin, Straßenfeste mit viel Tanz, Konzerte, Pferdeshows, Stierfang, Pferderennen und ein Autotuning-Wettbewerb an den Wochenenden.
Es war eine großartige Gelegenheit, Leute kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen, denn viele junge Leute, die normalerweise oder zumindest unter der Woche in Quito leben, blieben für diese Feste in Minas.
Wochenenden mit anderen Freiwilligen und neue Städte
An einigen Wochenenden habe ich auch andere Orte in Ecuador besucht. An den zwei verlängerten Wochenenden reiste ich zusammen mit anderen Freiwilligen nach Baños, einer kleinen Stadt inmitten einer atemberaubenden Natur zwischen der Sierra (Anden) und dem Oriente (Amazonas) und nach Montañita, einer kleinen Surferstadt an der Küste.
Letztes Wochenende besuchte ich mit einem Freund aus Minas die Stadt Otavalo und ihren berühmten Markt. In Otavalo war ich beeindruckt von der Präsenz der indigenen Kichwa Kultur. Es gibt eine Menge von ihr inspirierter Straßenkunst, die meisten Verkäufer auf dem Markt sind Kichwa Otavalo und die Schilder sind auf Spanisch, Kichwa und Englisch.
In Baños haben wir uns auch mit einem Freiwilligen, der in der Nähe des Amazonas lebt, getroffen. Es war wirklich faszinierend, über unser tägliches Leben zu sprechen, über unseren Alltag zu sprechen, weil wir so unterschiedliche Erfahrungen machen, von den Unterkünften bis zum Essen.
Auf den wenigen Reisen, die ich bisher unternommen habe, war bzw. bin ich immer noch extrem fasziniert davon, wie vielfältig Ecuador ist, je nachdem, wo man sich befindet.
Mein Projekt im Freiwilligendienst
Das Projekt, an dem ich arbeite, heißt “FUCAE” (Fundación Conservación Ambiental Ecuador) und wurde vor 25 Jahren gegründet. Bei FUCAE pflanzen wir einheimische Bäume zur Wiederaufforstung an. Diese Bäume werden in dem Gebiet selbst, aber auch im ganzen Land gepflanzt.
Darüber hinaus bauen wir auch Gemüsepflanzen wie Blumenkohl, Kohl, Rüben und Salat, Heilkräuter und Blumen an, die in der Gärtnerei zum Verkauf angeboten werden. In diesem Teil des Projekts habe ich die meiste Zeit verbracht.
Meine Aufgaben
Jeden Morgen muss ich als Erstes die Haupträume des Projektgebäudes fegen. Danach habe ich jeden Tag andere Aufgaben.
An meinen ersten Tagen im Projekt mussten wir viele Pflanzen umstellen und zählen, weil gerade ein neues Gewächshaus fertiggestellt worden war. Da wir dadurch mehr Platz hatten, musste ich neue Säcke für neue Bäume mit frischer Erde vorbereiten. Die Erde, die wir für den Anbau der Pflanzen verwenden, wird aus Kompost hergestellt.
Meine häufigsten Aufgaben drehen sich um die Pflege der Bäume. Manchmal beginnt sie sogar schon vor der Aussaat, weil wir die Samen für einige unserer Bäume selbst ernten. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich die Früchte der Bäume, die wir auf dem FUCAE-Gelände haben, sammeln und schälen muss, um die Samen zu verwenden.
Andererseits vermehren wir auch einige unserer Pflanzen, indem wir Zweige abschneiden und sie in die Erde pflanzen. Allerdings ist diese Methode nicht für alle Pflanzen geeignet. Ich säe dann die neuen Pflanzen entweder mit geerntetem oder gekauftem Saatgut in Schalen oder Hochbeete. Wenn die Bäume etwa 10 cm gewachsen sind, setze ich sie vom Hochbeet in, mit Erde gefüllte, Säcke in einem anderen Gewächshaus.
Alle zwei Wochen bekomme ich den Auftrag, nach abgestorbenen Pflanzen zu suchen, die dann aussortiert werden. Den neu gewonnenen Platz muss ich dann mit Säcken mit frischer Erde auffüllen.
Andere häufige Aufgaben, die ich bekomme, sind das Reinigen der Wege von trockenem Laub (das wiederum für den Kompost verwendet wird) und das Ausreißen von Unkraut.
Makipura-Projekt
Ein weiteres wichtiges Projekt von FUCAE ist eine Gruppe namens “Makipura”, was übersetzt so viel heißt wie “gib mir die Hand”.
Sie besteht aus etwa 25 Bauern und Bäuerinnen aus der Region, die beschlossen haben, von der konventionellen Landwirtschaft auf ökologische Methoden umzustellen. So wollen sie gesunde Lebensmittel produzieren, ohne den Einsatz von Chemikalien und ohne Abhängigkeit von großen Agrarunternehmen, die Hybridsaatgut verkaufen, das sich nicht selbst vermehren kann.
Einmal in der Woche, normalerweise donnerstags, treffen wir uns mit der Makipura-Gruppe, um “Mingas” zu halten. Das Konzept der Mingas ist eine traditionelle Methode, die tief in der Kultur der ecuadorianischen Andres verwurzelt ist, schon vor der Kolonialisierung durch die Spanier.
Bei den Mingas führen wir Aktivitäten durch, bei denen sich die Mitglieder der Gruppe gegenseitig unterstützen, z.B. beim Pflanzen und ernten.
Ein wesentlicher Bestandteil ist auch die Entwicklung neuer organischer Pestizide, Insektizide und Düngemittel die auf der Fermentation von Mikroorganismen basieren.
Im Oktober besuchte ein Mitarbeiter der FAO (Food and Agricultural Organisation der Vereinten Nationen) die Makipura-Gruppe, um einen Kurs über die Bedeutung von Mikroorganismen und deren Einsatz zur Düngung des Bodens zu geben. Zur Vorbereitung des Kurses sammelten einige andere Mitglieder von Makipura, der FAO-Mitarbeiter und ich in einem nahe gelegenen Wald, Mikroorganismen aus dem Boden.
Tarpuy Raymi/ Feria de semillas
Am 30. September veranstaltete die FUCAE eine Veranstaltung mit dem Titel “Tarpuy Raymi/ Feria de semillas”, was “Ausstellung der Samen” bedeutet, während der Begriff “Tarpuy Raymi” aus der indigenen Sprache Kichwa stammt und als “Fest der Samen” übersetzt werden kann.
Tarpuy Raymi wird von den Kichwa zu einer Zeit gefeiert, in der Mais, eine wichtige Zutat der typisch ecuadorianischen Anden-Ernährung, gesät wird. Zu diesem Anlass kamen verschiedene Gruppen aus der Großregion, um ihre landwirtschaftlichen Produkte vorzustellen und zu verkaufen. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Saatgut, aber auch um Biokosmetik, Lederwaren, traditionelle Flöten, Brot, Süßigkeiten und anderes. Um die Vielfalt der lokalen Landwirtschaft zu fördern und weiter zu erhalten, wurde nur älteres Saatgut angeboten.
Die Ausstellung wurde von einem Musikwettbewerb begleitet. Die auftretenden Gruppen vertraten eine traditionelle Art von Musik namens “San Juanitos”.
Im Vorfeld der Veranstaltung musste eine Menge vorbereitet werden. Meine Aufgaben waren zusammen mit meiner Gastschwester Werbetafeln in der Stadt aufzuhängen und Essensmarken für die Teilnehmer vorzubereiten.
Am Tag der Veranstaltung waren mein Gastbruder und ich für die Aufnahme von Fotos und Videos für den Social-Media-Auftritt von FUCAE verantwortlich. Meine Gastschwester und ich waren außerdem für die Essensausgabe an die Teilnehmer der Messe verantwortlich.
War der Freiwilligendienst die richtige Entscheidung?
In diesen ersten drei Monaten habe ich viel über die Sprache, die Kultur, die Pflanzen und viele weitere Aspekte des Lebens im Allgemeinen gelernt. Ich bin froh, sagen zu können, dass ein Freiwilligendienst in Ecuador mit weltwärts die richtige Entscheidung war und ich mich auf die Zeit, die noch vor mir liegt sehr freue.
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