Meine Zeit im Auslandsjahr in Japan
Paula ist nun schon seit einiger Zeit in ihrer “Heimat auf Zeit” in Japan, um dort ein Auslandsjahr zu verbringen. Dort besucht sie eine Schule, spielt Volleyball und entdeckt viele Orte. Mehr dazu schreibt sie in ihrem Erfahrungsbericht.
Alles startete mit einem Vorbereitungsseminar
Hallo, mein Name ist Paula und ich mache mein Auslandsjahr in Japan mit Experiment e.V..
Um auf unser Auslandsjahr vorbereitet zu werden, hatten wir ein viertägiges Vorbereitungsseminar, das ca. 2 Monate vor meiner Ausreise stattfand. Dort haben wir alles Wichtige gelernt, zum Beispiel was man während seines Aufenthaltes besser nicht machen sollte, wie man mit der anderen Kultur umgeht oder wo die eigenen Grenzen liegen.
Lange Reise
Am 21.08.2023 ging es auch schon nach Frankfurt zum Flughafen, dort habe mich von meiner Familie verabschiedet und bin mit 3 weiteren Austauschschüler*innen in das Flugzeug gestiegen. Der Flug ging circa 12h und war wirklich lang, ich konnte mich nicht wirklich ausruhen oder schlafen, weil ich nach dem Abschied von meiner Familie sehr traurig war. Doch als wir dann endlich in Japan gelandet sind, war alles viel zu aufregend und ich war nicht mehr traurig.
Ankunft in Japan
Nachdem wir eine Residence Card bekommen hatten (das ist so ähnlich wie unser Personalausweis) und unsere Koffer geholt hatten, wurden wir von einer Mitarbeiterin unserer Austauschorganisation empfangen und warteten noch auf weitere Austauschschüler*innen aus anderen Ländern. Als wir dann vollzählig waren, ging es mit dem Zug zu unserer Unterkunft, in der wir die nächsten 3 Tage verbringen würden.
Nach einer langen Zugfahrt, etwas laufen und einem kurzen Zwischenstopp im ersten Konbini (das ist wie ein kleiner Einkaufsladen, den es in Japan an jeder Ecke gibt), wo wir unser Mittagessen gekauft haben, waren wir dann bei dem National Olympics Memorial Center angekommen.
Die nächsten 2 Tage haben wir dann mit vielen Programmpunkten verbracht, wo wir Japanischunterricht hatten, in dem wir hilfreiche Sätze gelernt haben, uns nochmal die kulturellen Unterschiede angeschaut und eine kleine Sightseeing-Tour durch Tokyo gemacht haben.
Reise zu meiner Gastfamilie
Nun ging es am Freitag dann auch endlich zu unseren Gastfamilien und ich musste mit dem Shinkansen (das ist der Hochgeschwindigkeitszug in Japan, der bis zu 320km/h erreichen kann) von Tokyo nach Kyoto fahren, dies dauerte nur circa 2h.
Auf dem Bahnsteig wurde ich schon von meiner lokalen Betreuerin erwartet und wir sind dann zum Ausgang der Shinkansen Plattform gegangen, wo meine Gastmutter ein kleines Plakat hielt auf dem stand „ようこそパウラ“, was „Willkommen Paula“ heißt.
Ich bin dann zusammen mit meiner Gastmutter zu den lokalen Zügen gegangen, da ich in der nebengelegenen Präfektur Shiga wohne und nicht direkt in Kyoto. Es war schwierig sich mit meiner Gastmutter zu unterhalten, da mein Japanisch noch nicht so gut war und sie auch kein Englisch spricht.
An der richtigen Haltestelle angekommen sind wir ausgestiegen und sind zu einem Hochhaus gegangen, welches nun für 10 Monate mein neues Zuhause sein wird. Meine Gastmutter hat mir mein Zimmer gezeigt und ich habe meine Sachen ausgeräumt.
Die ersten Schultage
Am nächsten Montag hatte ich meinen ersten Schultag und musste mich vor der ganzen Schule vorstellen und danach nochmal in meiner Klasse. Alle waren gleich von Anfang an sehr nett und interessiert an mir und haben viel mit mir gesprochen. Zwei andere Austauschschüler*innen aus Amerika haben mich anschließend durch die Schule geführt und mir gezeigt, wo alles ist.
Die ersten zwei Wochen waren aufregend, weil ich mich erst mal an alles gewöhnen musste, da es auch andere Schulfächer gibt wie „Thinking Design“. Dies wird in vier unterschiedliche Bereiche aufgeteilt in Mathematisch, Literatur, Wissenschaft und Sozialwissenschaften. Man bekommt eine Aufgabe und muss dann überlegen, wie man die Aufgabe am besten löst.
Der Matheunterricht wird außerdem in zwei Klassen aufgeteilt, so gibt es dann „Mathe 1“ und „Mathe A“, in dem man unterschiedliche Sachen lernt, aber bei den Klassenarbeiten dann beides gemeinsam anwenden muss.
Keine schwere Schultasche
Die ersten Monate waren etwas schwierig, weil das japanische Schulsystem anders ist als das Deutsche, auch weil meine Schule nur mit IPad oder Mac Book arbeitet und ich nicht wusste, wie alles funktioniert. Aber daran habe ich mich auch nach ein paar Wochen schnell gewöhnt und es ist wirklich einfach, wenn man alles auf dem IPad hat und nicht super viele Zettel mit sich rumschleppen muss.
Neue Freundschaften und Hobbies
In diesen 5 Monaten konnte ich viele neue Freundschaften schließen und ich verbringe gerne Zeit mit ihnen nach der Schule, in Vergnügungsparks oder im Restaurant, um etwas Leckeres zu essen.
Außerdem bin ich auch einem Club beigetreten, dem Volleyball Club, und es macht wirklich viel Spaß, ist aber gleichzeitig auch super anstrengend. Japaner*innen sind sehr ehrgeizig und trainieren sehr hart, weswegen es schwierig war, bei allen Übungen mitzumachen, da ich sportlich gar nicht so in Form war, wie alle anderen.
Aber nun nach 5 Monaten mache ich das meiste mit und es ist kein Problem für mich. Auch im Club waren alle sehr freundlich und geduldig zu mir, da ich eine Anfängerin bin und erstmal alle Grundlagen lernen musste. Ich habe anfangs viele Fehler gemacht, aber ich habe mich gebessert und ich darf auch bei Übungsspielen etwas mitspielen oder ich mache andere Sachen wie die Punktetafel oder bin Linienrichterin (dabei habe ich eine Fahne in der Hand und entscheide, z.B. ob der Ball im Aus ist oder nicht).
Sightseeing mit meiner Gastfamilie in Japan
In den letzten 5 Monaten habe ich viel erlebt und gesehen von meiner Region. Meine Gastfamilie hat mit mir viele Tagesausflüge gemacht, z.B. sind wir zur nahgelegenen Stadt Kyoto gefahren und haben uns dort Tempel oder Schreine angeschaut, sind durch die Stadt gelaufen und haben Matcha Eis gegessen.
Oder wir sind zum größten See Japans gefahren, den Biwa See, und haben eine Schiffsfahrt gemacht, sind zu Sommerfestivals gegangen, haben uns abends Beleuchtungen angeschaut, haben einen Yukata oder Kimono getragen (das ist die traditionelle Kleidung, die Japaner früher nur getragen haben) oder waren am Meer und haben die Aussicht genossen.
Da mein Gastvater Hobbyfotograf ist, hat er immer viele Fotos von mir und meiner Gastmutter gemacht, wenn wir unterwegs waren.
Mir ist meine Gastfamilie in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen, einfach weil ich mich so gut mit ihnen verstehe und sie wirklich liebenswerte Menschen sind. Ich kann mit ihnen über alles reden und stelle immer Fragen, wenn ich etwas nicht verstehe.
Viele Neue Entdeckungen
Ich fand das japanische Fernsehen sehr interessant, weil meistens nur Quiz Shows laufen oder Sendungen, wo Leute etwas bauen, kochen oder etwas anderes machen und es dann immer einen kleinen Kreis oder ein Viereck gibt, wo man dann die Reaktion von anderen Menschen sehen kann, während man es selbst schaut.
Andere Länder, andere Sitten
Was mir auch aufgefallen ist, dass es im Japanischen kein Wort für „Gesundheit“ gibt, wenn jemand niest, da sagt man dann entweder nichts oder wenn man mehrmals niest, fragt man höchstens, ob die Person Okey ist. Hinzu kommt, dass es als unhöflich gilt, wenn man sich die Nase in der Öffentlichkeit putz, deshalb ziehen Japaner*innen den Schnupfen durch die Nase hoch, was bei uns in Deutschland eher als unhöflich gilt.
Feste werden anders gefeiert
Zur Weihnachts- und Neujahrszeit habe ich auch ein paar Unterschiede festgestellt. An Weinachten ist es üblich, dass man Hühnchen isst, deshalb gibt es bei KFC (Kentucky Fried Chicken) extra ein Weihnachtsmenu, dass man nicht selbst kochen muss. Dann gab es noch den Weihnachtskuchen ganz klassisch ein Erdbeerkuchen mit Sahne und ein paar Geschenke gab es auch, die wir ausgepackt haben.
Zu Neujahr gab es selbstgemachte Crêpe und wie in Deutschland wird dann meistens bis Null Uhr ferngesehen, um die Zeit rumzukriegen. Jedoch ist es in Japan nicht so, dass wenn es Mitternacht ist, man raus geht und Raketen oder Böller zündet.
Erst am Morgen gibt es ein spezielles Frühstück, was je nach der Region variieren kann, und man macht seinen ersten Schrein Besuch des Jahres und zieht ein Omikuji, das ist eine Wahrsagung, wo einem entweder Glück oder Unglück vorausgesagt wird. Im Falle das man eine schlechte Wahrsagung bekommt, bindet man das Papier an einem Baum, damit das Unglück vom Regen weggewaschen wird.
Das Jahr startete mit einem Erdbeben
An Neujahr habe ich auch mein erstes Erdbeben erlebt, da es in der Präfektur Ishikawa ein Erdbeben von einer Stärke 7,6 gab. Obwohl es 205km entfernt war, hatte ich in meiner Präfektur Shiga eine Stärke von 4 und man hat gemerkt, wie sich das Hochhaus leicht bewegte. Ich hatte etwas Angst und meine Gastfamilie hat mir auch direkt gesagt, dass ich unter den Esstisch gehen soll. Es gibt wohl öfters Erdbeben in Japan, aber ich hoffe, dass erstmal kein neues Erdbeben kommt.
Verahlten in bestimmten Situationen
Ich hatte nun auch in der zweiten Januar Woche die Halbjahres Orientierungstage, in den wir einen ganzen Tag gelernt haben, wie man sich bei einem Erdbeben verhält und was man danach macht. Wir haben auch einige Simulationen gemacht, zum einen von einem Erdbeben, aber auch von Feuer in einem Haus, von starken Windböen oder bei Hochwasser, wie schwer es ist dann Türen zu öffnen.
Ich freue mich auf die nächsten Monate
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die nächsten 5 Monate noch mit sich bringen und ich werde nochmal einen Bericht schreiben, wenn ich mein Auslandsjahr beendet habe und wieder in Deutschland bin. So lange wünsche ich allen Leser*innen eine großartige Zeit und hoffe das mein Bericht interessant und hilfreich war. Bis zum nächsten Mal in ca. 6 Monaten *\(^o^)/*
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