Edda hat mit Experiment 9 Monate ihren weltwärts-Freiwilligendienst in Benin verbracht. Wie das Leben mit der Gastfamilie und der Alltag im Projekt aussah und warum der Freiwilligendienst trotz so mancher Hürden und kultureller Unterschiede eine bereichernde Erfahrung war, erzählt Edda in diesem Bericht.

Porto-Novo

Ich war mit Experiment für 9 Monate in Benin und habe in der Hauptstadt Porto-Novo meinen weltwärts-Freiwilligendienst gemacht.

Porto-Novo ist zwar die Hauptstadt, jedoch ist Cotonou heute das wirtschaftliche Zentrum und damit auch deutlich größer und voller. Porto-Novo ist im Vergleich sehr grün und ruhiger, deswegen habe ich mich dort sehr wohl gefühlt.

Märkte, Apotheken und Krankenhäuser sind aber auch in Porto-Novo reichlich vorhanden und auf der großen Hauptstraße, die einmal quer durch die Stadt fährt, ist doch auch immer viel Verkehr, an den ich mich erstmal gewöhnen musste.

Von A nach Bweltwärts-Freiwilligendienst

Man wundert sich immer wieder, wie viel man auf ein Motorrad stapeln kann.

Um mal für den Strand oder die Visumsbeantragung nach Cotonou zu fahren, habe ich die Busse der Firma Nonvi Voyage genutzt, die alle 30 Minuten zwischen Porto-Novo und Cotonou hin und her pendeln. Auf diese Weise ist man innerhalb von 45 Minuten sehr komfortabel in Cotonou.

Für kleinere Strecken innerhalb der Stadt, die man nicht zu Fuß laufen möchte, nimmt man meist das Zém, das beninische Motorradtaxi. Damit kommt man immer von überall an jeden Ort. Man hält sie einfach am Straßenrand an, erklärt wo man hin möchte und verhandelt den Preis.

Märkte

Verhandeln ist auch auf den Märkten üblich, man erhält dort eigentlich alles, von Stoffen, um sich Kleider oder eine beninische Bom‘ba schneidern zu lassen, über Lebensmittel und Seife zu Schmuck und Schreibwaren.

Ins Handeln kommt man gut rein, weil es einfach ganz normal dort ist; nach und nach kennt man die Preise.

Viele Familien verkaufen alltägliche Produkte auch in ihrem eigenen kleinen Laden neben ihrem Wohnhaus. So wurden auf meinem Weg zur Arbeit am Straßenrand zum Beispiel Früchte und frittierte Snacks verkauft; meine Lieblingsverkäuferin habe ich mit der Zeit richtig ins Herz geschlossen.

Seife, Shampoo und Wasser habe ich bei meiner Gastmutter in ihrer Boutique gekauft.

Gastfamilie und Alltagsleben

Meine Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter und vier Gastschwestern.

Wir hatten ein großes Grundstück mit Garten und einem gemütlichen Bungalow-Haus. Im Wohnzimmer haben wir abends oft zusammen eine (echt schlechte ;)) Sendung im Fernsehen geschaut. Ich hatte mein eigenes großes Zimmer, das Bad haben wir uns geteilt. Die Küche war draußen, neben dem Haus.

Gekocht wurde auf einer Art Feuerkorb und abgewaschen in großen Bottichen. Einen Herd oder eine Spüle hatten wir nicht. Meine Wäsche habe ich mit Brunnenwasser per Hand gewaschen, wir hatten im Garten unseren eigenen Brunnen.

Freizeitgestaltung

Ansonsten habe ich zu Hause viel Yoga gemacht, Tagebuch geschrieben und zugegebenermaßen auch viele Videotelefonate geführt, weil ich oft viel Zeit hatte. Ich habe mal ganz passend dazu gelesen, dass der deutsche Lebenssinn das Tun und Unternehmen ist, wohingegen es in Benin eher das Sein ist.

So hatte ich in der Mittagspause jeden Tag Zeit zum Schlafen und Ausruhen, und auch abends nach der Arbeit hatte ich außer beim Kochen zu helfen nichts zu tun.

An den Wochenenden war ich oft mit meiner Mitfreiwilligen auf dem Markt, bei Sehenswürdigkeiten oder anderen Ausflügen, und habe circa wöchentlich zu Hause meine Wäsche gewaschen. Sonntags gehen viele Beniner*innen in die Kirche, am Anfang habe ich meine Gastfamilie dahin begleitet, später nur noch ab und zu.

Mein Projekt

Von Montag bis Freitag war ich in dem Projekt ESGB La Passerelle. Das ist eine soziale Einrichtung, die Mädchen jeden Alters in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Mädchen werden dort vorübergehend aufgenommen, wenn sie zum Beispiel Gewalt erfahren oder ihre Eltern verloren haben, oder sie aus komplexen Gründen nicht wissen, zu wem sie gehen können.

Die Mädchen wohnen in der Passerelle, bis für sie eine Lösung gefunden werden konnte.

Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Mädchen tagsüber zu betreuen und zu beschäftigen. Ich habe mit ihnen Spiele gespielt, Musik gehört, gemalt, schreiben und rechnen geübt, Armbänder geknüpft oder andere kreative Projekte durchgeführt. Mit den Verantwortlichen im Projekt konnte ich jederzeit über alles reden und Probleme ansprechen, allerdings war ich in meiner Aufgabe sehr auf mich allein gestellt.

Meine Tätigkeiten habe ich mir selbst überlegt und ich habe mich selbst um das Material gekümmert. Ich war dabei teilweise etwas überfordert von den vielen unterschiedlichen Wünschen und Ansprüchen der unterschiedlichen Kinder, wenn mal wieder alle gleichzeitig etwas anderes von mir wollten.

Gleichzeitig war ich zum Teil auch ein bisschen orientierungslos, weil ich von den Mitarbeiter*innen vor Ort keine Anweisungen oder Tipps dazu bekommen habe, was ich tun soll und wie. Dadurch kam es mir dann so vor, als würde ich nicht so richtig weiter kommen und ich habe mich gelangweilt.

Das Projekt umfasst darüber hinaus eine Maternelle (Vorschule) und eine eigene Farm, auch dort durfte ich mitwirken wenn ich wollte. Ich habe dort jeweils ungefähr einen Tag die Woche verbracht. So war mein Alltag sehr vielfältig und immer wieder anders, auch dadurch, dass die Mädchen teilweise nur ein paar Wochen bleiben und dann wieder neue kommen.

Ich habe ganz viele tolle, starke und inspirierende Mädchen kennengelernt, die ich sehr vermissen werde. In meiner Urlaubszeit habe ich zwei richtig schöne Reisen mit meinen Mitfreiwilligen gemacht, die ich nie vergessen werde.

Meine Eindrücke der Stadt und Menschen

In Benin gibt es soo viele schöne Orte, die Schönheit der Natur und die immer neuen Eindrücke und inspirierenden Menschen lassen sich nicht mit Worten beschreiben. Auf den Reisen habe ich mich sehr frei und unabhängig gefühlt. Das war richtig toll und hat mir viel neues Selbstvertrauen gegeben.

Das war im Alltag leider nicht immer so, weil die Partnerorganisation und die Gastfamilie uns mit ihren Sicherheitsregeln und ihrer Kontrolle eingeschränkt haben.

Es war auch nicht immer einfach, zum Beispiel durch kulturelle Konflikte, dadurch, dass man als Weiße auf jedem Weg zur Arbeit ungewollt wie ein Promi behandelt wird, durch Kulturschock und Heimweh.

Trotzdem bin ich sehr froh, mich für den Freiwilligendienst in Benin entschieden zu haben.

Fazit

Durch den kulturellen Austausch, die neuen Eindrücke, die vielen Gespräche mit meiner Gastfamilie, die tollen Menschen, die wir auf den Reisen kennenlernen durften und generell neue Sichtweisen und andere Perspektiven auf die Welt, war die Zeit in Benin für mich unglaublich bereichernd.

Insgesamt waren die 9 Monate für mich sehr intensiv und prägend, ich habe viele neue Erfahrungen gemacht und bin daran gewachsen.

 

 

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