Ich werfe auf meinem Rückflug von Kanada einen letzten Blick aus dem Flugzeugfenster: Unter mir sehe ich gigantische Hochhäuser, zwischen ihnen die Millionen Lichter der Autos, die sich ihren Weg durch die stark befahrenen Straßen bahnen, in der Ferne erstreckt sich ein See, so unendlich groß, dass das andere Ufer selbst am Horizont nicht zu erkennen ist. Völlig gebannt verfolge ich die immer kleiner werdende Aussicht auf die sich unter mir befindlichen Großstadt. Ich lehne mich zurück und lasse meinen Blick zu meinem Sitznachbar schweifen. Dieser blättert gerade in einem Reiseführer mit dem Titel „100 Best Places To Visit In Germany“. Für ihn beginnt sein Abenteuer in einem anderen Land erst, meins im Land des Ahornblattes endet heute.

Fragen rund ums Ahornblatt

Ich sitze gerade im Flugzeug nach Frankfurt. In einigen Stunden werde ich wieder Zuhause in Deutschland sein. 20 Wochen habe ich in Toronto, einer Millionenstadt im Osten Kanadas, verbracht. 20 Wochen habe ich diese unbeschreiblich schöne und vielfältige Stadt kennen und lieben gelernt. 20 Wochen, die rückblickend viel zu schnell zu Ende gingen. Ich erinnere mich noch an den Beginn meines Auslandsaufenthaltes: Wie ich mit Tränen in den Augen am Flughafen stand und mich von meiner Familie und meinem Freund verabschiedete. Wie ich aufgeregt und voller Erwartungen im Flieger saß und mir tausend Fragen im Kopf herumschwirrten, wie beispielsweise: „Wie wird es wohl in Kanada sein?“, „Ist meine Gastfamilie nett?“, „Reichen meine bisherigen Englischkenntnisse aus, um mich verständigen zu können?“ Viele Gedanken, die mich auch bis zu meiner Ankunft in Toronto nicht mehr losließen. Völlig gespannt, was mich wohl erwarten würde, verließ ich, nachdem ich meinen Koffer abgeholt hatte, den Innenbereich des Flughafens und entdeckte auch gleich meine Gastfamilie. Die beiden Mädels hatten für mich extra zwei Schilder mit der Aufschrift: „Welcome Annika“ gemalt. Nachdem ich begrüßt wurde, fuhren wir auch schon zu meinem neuen Zuhause für die nächsten 20 Wochen. In den ersten paar Tagen war ich überwältigt von all den neuen Eindrücken. Der Zeitunterschied von sechs Stunden machte mir zu schaffen, der lange Flug steckte mir noch in den Knochen und ich war überrumpelt von dem hektischen Großstadtleben. Es war sehr praktisch, dass ich an einem Samstag ankam. So hatte ich sonntags genug Zeit, um mich um organisatorische Dinge, wie neue SIM-Karte, Subway Ticket etc. zu kümmern sowie meine Gastfamilie besser kennenzulernen.

Der erste Tag in der Sprachschule

Am darauffolgenden Montag startete auch schon die Sprachschule, welche jeden Tag von 9.30 bis 13.00 Uhr stattfand. Die Uhrzeit war extra an das Demi Pair-Programm angepasst, sodass morgens genug Zeit blieb, die Kinder in die Schule zu bringen und danach selbst in die Sprachschule zu fahren. Die erste Sprachschulwoche war eine Einführungswoche, in der wir auch einen Einstufungstest schrieben und anhand dessen wir in verschiedene Kurse entsprechend unserem Sprachniveau zugeteilt wurden. Auch außerhalb der regulären Schulzeit wurden viele Aktivitäten von der Schule organisiert: Jeden Donnerstag fand die sogenannte „Pubnight“ statt. Dies war eine gute Möglichkeit Kontakte, auch aus anderen Kursen, zu knüpfen. Freitags wurde immer eine „Free Friday Activity“ angeboten. Von bowlen zu Minigolf spielen bis hin zu „International Food Day“ reichte das kostenlose Angebot. Für jeden war etwas dabei. Nach der Sprachschule bin ich dann immer gleich nach Hause gefahren und hatte noch ein bisschen freie Zeit, bis ich dann die Kinder von der Schule abholen musste, mit ihnen spielte und dann abends zusammen mit meiner Gastmutter das Dinner zubereitete. Auch kleinere Tätigkeiten im Haushalt wie Wäsche waschen, Katzen füttern, den Müll rausbringen etc. zählten zu meinem Aufgabenbereich.

Sightseeing Highlights

Am Wochenende hatte ich dann Zeit zur freien Verfügung. Ich nutzte diese Zeit und traf mich mit Leuten aus der Sprachschule, um gemeinsam die Stadt zu erkunden, in einer der großen Shoppingmalls shoppen zu gehen oder aber auch um einfach mal auszuschlafen. Aber nicht nur in Toronto hielt ich mich während der 20 Wochen auf. Städtetrips nach Montréal, Québec City, einen Campingtrip zu einem Nationalpark sowie einen Tagesausflug zu den Niagarafällen unternahm ich in der Zeit. Mein persönliches Highlight war eine von uns selbstorganisierte New York Reise über die Weihnachtstage mit einem Mädchen, das ich in der Sprachschule kennengelernt hatte.

Mein Fazit

Was ich als sehr positiv empfunden habe, war das Leben in einer kanadischen Familie. Dadurch hatte man die einzigartige Möglichkeit bekommen, in eine fremde Kultur einzutauchen und diese hautnah mitzuerleben. Sehr interessant fand ich auch die landestypischen Feiertage wie Thanksgiving und Remembrance Day sowie die jüdischen Feiertage, wie Jom Kippur, Chanukka und das freitägliche Shabbat Dinner miterleben zu können. Und natürlich die vielen Momente, in denen mich von irgendwo ein Ahornblatt anlächelte. Ein echtes Wahrzeichen. Hier sitze ich nun im Flugzeug nach Deutschland und lasse die letzten paar Monate Revue passieren. Rückblickend würde ich sagen, dass die 20 Wochen Auslandsaufenthalt im Land des Ahornblattes ein unvergessliches Erlebnis waren und ich jedem, der sich mit dem Gedanken beschäftigt für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen, diese Erfahrung nur wärmstens empfehlen kann.

Ich freue mich auch schon sehr auf das Nachbereitungsseminar in Bonn, bei dem ich vielleicht die ein oder andere, die ich in Kanada kennengelernt habe, wiedersehen werde.

Eure Annika

Du würdest auch gerne ein Demi Pair-Programm mit Experiment machen? Dann finde jetzt ein Programm, dass zu Dir passt!

 

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