Tobias berichtet hier von seinem Schüleraustausch in den USA. Von Neujahr in St. Louis über Trips nach Chicago und Kentucky bis hin zu neuen Schulfächern: Tobias erlebte eine ganze Menge.

Neujahr in St. Louis

Zum Anfang des zweiten Halbjahres in Amerika war ich in einer der bekanntesten Städte Missouris, St. Louis. Dort verbrachte ich den Jahreswechsel mit der Familie der Schwester meines Gastvaters. Schon als ich vom Bahnhof abgeholt wurde, wurde ich von ihnen sofort als Teil der Familie akzeptiert.

Als wir bei ihnen zu Hause angekommen waren, wurde schon direkt geplant, was wir in den paar Tagen machen werden, in denen ich da bin.

Schüleraustausch in den USA

Schallplattenladen

Wegen meines neu entwickelten Interesses für Schallplatten gingen wir zu einem sehr großen Schallplattenladen, welcher nur einen kurzen Fußweg entfernt war. Es war überwältigend, die ganzen hohen Regale voller Schallplatten zu betrachten, während ebenfalls noch alte Vintage-Technologie ausgestellt war.

Ich fuhr mit dem Neffen meines Gastvaters durch St. Louis, als er mir die ganzen Sehenswürdigkeiten in der Nähe zeigte. Dazu gehören der berüchtigte St. Louis Arch, die Anheuser-Busch-Brauerei, die Gerichtsgebäude, und so weiter. Am Abend desselben Tages waren wir essen in einem Restaurant. Ich war fasziniert von der Größe der Mahlzeiten, und der Tatsache, dass man Getränke kostenlos nachfüllen lassen kann.

Nach der sehr sättigenden Mahlzeit gingen wir zu einem weiteren Schallplattenladen, welcher, vom Restaurant aus, die Straße runter war. Auch dort gab es viele Schallplatten. Auch wenn der Laden nicht so groß war wie der erste, den wir besuchten, ging mir mein Herz dort auf.

St. Louis City Museum

Am nächsten Tag besuchten wir das St. Louis City Museum. Es war ein sehr großes Museum, in welchem es ein Aquarium, eine Reptilienausstellung, viele Rutschen, und generell Spielmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene gibt. Ich fand die vielen Tunnel, die es dort gibt, interessant.

Ich folgte meiner Gast-Cousine und ihren Freund*innen durch die Tunnel, während ich mich fragte, wie lange dieser wohl noch gehen würde. In einem anderen Stockwerk wurden Insekten ausgestellt. Diese waren zwar nicht lebendig, es war jedoch trotzdem interessant, sich das anzuschauen.

Lichtershow

Am Abend gingen wir zu einer Art Lichtershow. Da es kurz nach Weihnachten war, waren diese noch aufgestellt. Es war ein ganzer Park, in welchem überall Lichter ausgestellt waren. Diese waren entweder still oder bewegten sich stets. Es kamen relativ viele Menschen, um sich diese Ausstellung anzuschauen.

Neujahr

Noch später am selben Tag war es dann auch schon Neujahr. Wir hörten vereinzelt Feuerwerk, was mir doch recht fremd war. In einer Großstadt in Deutschland kennt man Silvester als einen lauten Abend, an welchem jeder, jung und alt, Feuerwerk oder Böller zündet.

Doch hier war es nicht der Fall. Wir verbrachten den Abend, indem wir Spiele spielten, bis wir dann irgendwann zu müde waren. Am nächsten Morgen fuhren wir zurück nach Jefferson City, wo wir Weihnachten mit der Familie meines Gastvaters als Ganzes nachfeierten.

Schneetage

Am Tag nach Silvester musste ich allerdings auch schon wieder zur Schule, da die Winterferien schon zu Ende waren. Ich würde allerdings nicht so lange zur Schule gehen, bis es regelmäßig schneite, und es sehr viele Schneetage gab.

Der Schuldistrikt sagte die Schule ab, was es mir erlaubte, zu Hause mit meiner Gastfamilie und unserem Hund zu sein. Es hatte sehr viel Spaß gemacht, mit dem Schnee zu spielen. Auch wenn es laut meinen Gasteltern verhältnismäßig wenig Schneefall war, war ich von dem Schnee so fasziniert.

In Duisburg, meiner Heimatstadt, fällt sehr selten Schnee, und wenn, dann nur wenig. In Jefferson City hingegen blieb der Schnee wegen der Kälte liegen.

Mit dem Spaß kam allerdings auch die Verantwortung. Die Einfahrt und die Wege mussten vom Schnee befreit werden. Sollte es wärmer werden, schmilzt der Schnee, und dieses Wasser gefriert dann wieder, wenn es kälter wird. Das führt zu rutschigen Gehwegen, welche man doch lieber vermeiden möchte. Zusammen arbeiteten wir daran, dass aus den Gehwegen, und so weiter, keine Schlittschuhbahn wird.

Als wir schon draußen waren, bauten wir auch einen Schneemann. Nicht nur wir hatten Spaß mit dem Schnee, sondern auch unser Hund. Es machte uns beiden immer Spaß, wenn er den Schnee und gegebenenfalls auch Eis aus meiner Hand klaute.

Neue Schulfächer

Mit Anfang des zweiten Halbjahres in der Schule begannen auch meine neuen Fächer. Dazu gehörten Environmental Science, Chorale, Jazz, Pop and Rock, und Ceramics.

Chor

Vor allem bei Chorale, also dem Chor, war ich am Anfang sehr zwiegespaltener Meinung. Ich habe zwar Vorkenntnisse in der Musik, habe allerdings noch nie gesungen. Ich war mir anfangs sehr unsicher, wie ich das denn alles ohne Ahnung schaffen sollte.

Aus dem Fach, vor dem ich am Anfang am meisten Angst hatte, wurde eine meiner Lieblingserfahrungen, welche ich in meinem Auslandsjahr erleben durfte. Dort entdeckte ich die Musik für mich neu, und lernte sehr viele wunderbare Menschen kennen. Bei Schulversammlungen sang der Chor zu Beginn die Nationalhymne, den sogenannten „Star-Spangled Banner“.

Wir gingen mit dem Chor auch oft auf Ausflüge. Beispielsweise zu The University of Missouri, auch kurz „Mizzou“. Dort sangen wir an einem Tag mit ihrem Chor, während man uns ebenfalls erzählte, was für Möglichkeiten es gäbe, an dieser Universität zu studieren, vor allem als Musikinteressierter.

Was für mich vorher unvorstellbar war, wurde wahr. Ich sang ein Solostück aus der Dichterliebe von Franz Schubert beim Mid-Missouri Music Festival. In amerikanischen Schulen sind „Wettbewerbe“ sehr berühmt. Zuerst beweist man sich bei Districts, also gegen andere Schüler*innen im gleichen Schuldistrikt, danach je nach Sport beziehungsweise Aktivität zu States, also Schüler*innen aus dem ganzen Staat, und dann zu den Nationals, Schüler*innen aus dem ganzen Land. Das Music Festival war kein Teil davon. Es ging lediglich um eine Rating-Prognose, also darum, wie ich bei der Distriktveranstaltung bewertet werden würde. Überraschenderweise bekam ich die zweitbeste Bewertung, „Outstanding“.

Mit allen drei Chören der Schule besuchten wir auch den Freizeitpark Silver Dollar City. Das war eine sehr lustige und schöne Erfahrung.

Gegen Ende des Jahres fand dann das letzte Konzert statt. Bei dem Spring Concert sind alle Chöre und auch das Barbershop-Quartett der Schule aufgetreten. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einem Chor so viel Spaß haben würde. Ich bin für diese Erfahrung sehr dankbar.

Ceramics

Trotz meiner eher niedrigeren Fähigkeiten im Bereich Kunst hatte ich auch sehr viel Spaß in dem Fach Ceramics. Dort arbeiteten wir mit Lehm. Wir formten zuerst Projekte wie eine Vase, einen Tiki und irgendwann eine Art Topf und ein Dessert nach Wahl.

Als deutscher Austauschschüler habe ich mich natürlich dazu entschieden, einen Berliner zu formen. Nachdem die Projekte aus Lehm fertig geformt waren, wurden sie getrocknet und dann in einem Ofen gebrannt. Anschließend konnten wir die Projekte dann anmalen.

Ich wurde vor allem in diesem Fach von meiner Lehrerin gefordert, da sie sich für jeden die Zeit nahm, sodass jeder ein Projekt fertigkriegen würde, egal wie schwer es für einen war.

Abgesehen von den neuen Fächern verbrachte ich meinen relativ Schultag wie gewohnt. Ich war weiterhin in den Clubs, in denen ich im ersten Halbjahr war, kannte aber sehr viele neue Leute. Plötzlich grüßen einen Leute, die man zuvor nur beim Vorbeilaufen sah.

Freizeitbeschäftigung

In meiner Freizeit war ich sehr oft mit dem Vater einer Freundin meiner Gastmutter wandern. Da er schon älter ist, wollte er, um fit zu bleiben, etwas Deutsch lernen. Seine Eltern und Großeltern sprachen teilweise Deutsch. Wir sind oft wandern gewesen, während ich ihm Teile der deutschen Grammatik erklärte und er Fragen stellte. Mit ihm entdeckte ich die schöne Landschaft und Natur von Missouri. Wir waren sogar in einer kleinen Höhle. Dort machte ich viele Fotos für eine Präsentation für den Geology Club.

Später in dem Halbjahr waren wir auf einem Ausflug mit dem Club und besuchten eine sehr große Höhle im Rahmen einer Führung. Es war sehr interessant, die unterirdischen Ökosysteme zu sehen. Missouri, der „Show-me State“, ist allgemein bekannt für die unzähligen Höhlen, die dort anzutreffen sind.

Trips durch die USA

Chicago

Mitte März, während des Spring Break, war ich auf einem Ausflug in die bekannte Windy City, Chicago, Illinois.

Dieser Ausflug wurde von dem Area Coordinator meiner Austauschorganisation geplant. Dort war ich mit fünf anderen Austauschschüler*innen für ein paar Tage in Chicago.

Dort sahen wir die große Bohne. Klingt zugegebenermaßen willkürlich, ist es auch. Die große Bohne wurde aus einem reflektierenden Metall gebaut, um den Horizont zu spiegeln. Das sieht man sehr gut in den Hochhäusern, wie zum Beispiel dem 360 Tower, auf welchem wir ebenfalls waren. Mit einem Aufzug sind wir sehr weit nach oben gefahren, um uns die Ansicht der Wolkenkratzer in Chicago anzugucken. Wir liefen am berüchtigten Navy Pier und besuchten das Science Museum. Das Museum war sehr groß, da dort sehr viele coole und vor allem interessante Dinge ausgestellt sind.
Als der Ausflug zu Ende ging, nahmen wir einen Zug zurück nach St. Louis. Danach kehrte ich allerdings nicht zurück nach Hause, sondern nahm einen Bus nach Indianapolis, Indiana.

Indianapolis

Die Tochter des Freundes, mit dem ich wandern war, plante mit ihrer Familie einen Campingtrip in Kentucky. Der Bus, welcher zuerst in St. Louis eintreffen sollte, kam allerdings zu spät. Von Indianapolis hätte ich eine Verbindung nach Lexington, Kentucky, gehabt. Aufgrund der Verspätung kam ich nicht nur spät an, sondern verpasste auch meinen Bus. Die Firma konnte leider nicht mehr weiterhelfen, als zu sagen, dass der nächste Bus erst früh am nächsten Morgen kommen würde.

Sie und ihre Tochter haben mir sehr geholfen, da sie extra von Kentucky zum Busbahnhof nach Indianapolis gefahren sind, um mich abzuholen. Wir konnten dort übernachten, da ihr Bruder Leute kennt, die dort wohnen und im Urlaub waren. Ich bin bis heute sehr dankbar für deren Hilfe, und die Tatsache, dass sie den ganzen Weg gefahren sind, um mich abzuholen.

Kentucky

Der Campingtrip selbst hatte allerdings sehr viel Spaß gemacht. Wir sind viel wandern gewesen und sind Steine hochgeklettert, was ich überraschenderweise sehr spaßig fand. Ich habe dort Steine gesammelt und begutachtet, kleinere Berge bestiegen, und generell viel Zeit mit ihrer Familie verbracht.

Ich schlief das erste Mal in einer Hängematte, was für mich eine neue Erfahrung bedeutete. Die Kälte der Nacht konnte man durch die ganzen Schlafsäcke kaum spüren. In der Nacht bemerkte ich den Nachthimmel, welcher nicht von der Lichtverschmutzung verdeckt wurde. Da waren so viele Sterne am Nachthimmel, die in einer Großstadt einfach untergehen.

Graduation

Gegen Ende des Schuljahres war dann die Graduation Ceremony. Das war am Tag, bevor die Abschlusschüler*innen ihre Diplome bekamen. Uns wurde erklärt, wie der Tag ablaufen würde. Anschließend klingelte jeder an einer Klingel, als Zeichen, dass die Schulzeit nun vorbei wäre. Dann kam der Abend.

Einige Lehrer*innen und Schüler*innen hielten Reden, bevor alle ihre Diplome bekamen. Als Austauschschüler war ich auch Teil der Zeremonie. Mein Name wurde genannt, und ich bekam eine Art Anwesenheitsurkunde. Mit dem Abschluss feierten sehr viele meiner Freund*innen ihre Graduation-Partys. Sie feierten, dass sie jetzt fertig mit der Schule waren. Dort konnte ich mich noch einmal bei ihnen bedanken, dass sie meine Zeit im Austausch sehr bereichert haben. Es hat mich sehr gefreut, so viele meiner Freund*innen glücklich bei ihren Partys zu sehen.

Abschiedsparty

Ein paar Tage bevor ich Amerika verlassen würde, war auch meine Party. Ich schätze die Hilfe meiner Gasteltern sehr. Nicht nur gestalteten sie die Einladungskarten, sondern sie überraschten mich auch mit der Dekoration, und dem ganzen Essen, welches sie bereitstellten.

Zu der Party kamen viele meiner Freund*innen, und auch Freund*innen meiner Gasteltern. Ich habe mich sehr gefreut, so viele Menschen dort zu sehen, die ihre Zeit auf der Party genossen haben.

“Eine ganz große Bereicherung”

Ich habe nun etwa neun Monate meines Lebens in Jefferson City, Missouri, verbracht. Es war nicht nur ein einfacher Schüleraustausch zur einfachen Verbesserung meiner Englischkenntnisse, sondern vor allem eine ganz große Bereicherung in meinem Privat- und Sozialleben.

Ich hatte vor meiner Ausreise Angst, was kommen würde. Was, wenn mein Englisch nicht ausreichen würde, was, wenn ich keinen Anschluss finde? Diese einst berechtigte Sorge konnte ich nach nicht allzu langer Zeit komplett vergessen. Das liegt an meiner wunderbaren Gastfamilie, meinen Freund*innen, den Lehrer*innen in der Schule, und allen anderen tollen Menschen, die ich in meiner langen, aber doch irgendwie auch kurzen Zeit kennenlernen durfte.

Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte.

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