Am “Tag der Deutschen Einheit” feiern wir den Zusammenschluss von West- und Ostdeutschland. Wir haben ein Interview mit 2 Gastfamilien – eine aus dem Westen (Aachen) und eine aus dem Osten (Bad Muskau) Deutschlands, geführt. In dem Interview mit beiden Familien erfahren wir, wie ihre Gastkinder den “Tag der Deutschen Einheit” wahrnehmen, welche Eindrücke sie von der deutschen Kultur gewinnen und welche Geschichten und Perspektiven sie mitbringen.

Interview mit 2 Gastfamilien Weiß Ihr Gastkind, was der 3. Oktober für Deutschland bedeutet?

Gastfamilie aus Bad Muskau: Ja, Marta weiß um die Bedeutung des 3. Oktober. Dieses Thema wird in Italien in der Grundschule oberflächlich angerissen und später im Gymnasium noch einmal tiefer behandelt. Wir haben hierzu auch über unsere eigenen Erfahrungen mit Marta gesprochen; wie ich (Gastmutter) es damals als Kind und mein Mann (Gastvater) zum damaligen Zeitpunkt als Grenzpolizist an der Berliner Grenze erlebt haben.

Gastfamilie aus Aachen: Jonas: Am 3. Oktober geht es um das Gedenken an die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, d.h. der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik Deutschland.

Hat Ihr Gastkind bestimmte Vorstellungen oder Vorurteile über den Osten oder Westen Deutschlands mitgebracht?

Gastfamilie aus Bad Muskau: Marta weiß um die Stereotypen zur DDR (Kommunismus) und BRD (Kapitalismus), aber sie hat keine bestimmten Vorstellungen oder Vorurteile über den Osten oder Westen. Sie sagt, dass Vorurteile nicht gut sind und es vergleichbar damit ist, dass z.B. für viele Menschen Italien die Mafia ist, sie selbst aber nichts mit der Mafia zu tun hat. Sie sagt, dass nicht alle Menschen gleich sind. Vielmehr wusste Marta, dass die Deutschen eher für ihre Reserviertheit und Kühle bekannt sind. Umso mehr war sie überrascht von unserer Herzlichkeit mit vielen Umarmungen und Kussis.

Gastfamilie aus Aachen: Jonas wirft einen Blick in die Geschichte der Entstehung der beiden Staaten: Die Alliierten haben sich Deutschland aufgeteilt und aus den Zonen der Franzosen, Amerikaner und der Briten ist die Bundesrepublik Deutschland entstanden und aus der russischen Zone die DDR. Im Laufe der Geschichte wurde dann zwischen West- und Ost-Berlin eine Mauer gebaut. Und die Grenzen wurden geschlossen. Wirtschaftlich gesehen ging es den Menschen im Westen deutlich besser als den Menschen im Osten der ehemaligen DDR. Auch die politischen Systeme unterschieden sich, während im Westen eine Demokratie die politische Grundordnung bestimmte, wurde Ostdeutschland kommunistisch regiert.

Gibt es Museen oder Gedenkstätten, die Sie mit Ihrem Gastkind besuchen wollen, um mehr über die Geschichte zu erfahren?

Gastfamilie aus Bad Muskau: Auf der Klassenfahrt nach Berlin besuchte Marta das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das Brandenburger Tor, die Statue “Züge in das Leben – Züge in den Tod” vom Zeitzeugen Frank Meisler, das Jüdische Museum Berlin, die Berliner Mauer und die Gedenkstätte deutscher Widerstand. Eine Klassenfahrt nach Leipzig mit Besuch des Völkerschlachtdenkmals ist ebenfalls geplant. Wir als Familie planen vielmehr Familienausflüge zur Erkundung unserer Region; dazu zählen z.B. der Besuch im Spreewald, das Zittauer Gebirge, Dresden oder eine Bootstour auf der Lausitzer Neiße.

Gastfamilie aus Aachen: Für uns ist ein Ziel das Haus der Geschichte in Bonn. Ich finde es ein wunderbar anschauliches Museum zur neueren deutschen Geschichte und auch zur Wiedervereinigung. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Gibt es regionale Spezialitäten oder Traditionen aus Ihrer Region, die Sie Ihrem Gastkind nähergebracht haben, um ihm/ihr ein Gefühl für die lokale Kultur zu geben?

Gastfamilie aus Bad Muskau: Marta ist leider erst seit 4 Wochen bei uns. Die regionale Spezialität “Lausitzer Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl” zählt Marta leider schon mal nicht zu einem ihrer Lieblingsgerichte, da sie Milchprodukte (Quark, Joghurt, Käse) nicht mag. Die Eishockeysaison der “Lausitzer Füchse” hat im September begonnen und so steht in den Oktoberferien ein Besuch der Eisarena Weißwasser auf dem Plan. Zu Ostern wird Marta in jedem Fall die sorbische Kultur und die Eiermalerei kennenlernen.

Gastfamilie aus Aachen: Fangen wir mit der Esskultur an: Natürlich dürfen in Aachen die Aachener Printen nicht fehlen! Zumal wir nur einen Steinwurf von, wie ich finde, der besten Printenbäckerei Aachen entfernt wohnen. Aber wir haben auch schon viele andere Speisen, die hier regional besonders sind, verköstigt: typische niederländische Pfannekuchen, mit Käse und Schinken und mit Äpfeln, belgische Fritten mit speziellen Saucen, und natürlich Reisfladen und Apfelkompott. Und hier in Aachen im Westen haben wir noch eine andere. Kulturelle Tradition. Im Oktober 1945 war Aachen die erste Stadt, die von den Alliierten befreit wurde. Dies gedenken wir am 3. Oktober mit einem Konzert im berühmten Aachener Dom, das wir mit Jonas besuchen – auch weil sein Gastbruder im Domchor mitsingen wird.

 

 

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