Eine ehemalige Austauschschülerin berichtet

Hallo, mein Name ist Eleni und ich habe in 10 Monaten in Scottsdale, Arizona jede Menge Auslandsjahr Erfahrungen gesammelt. Zurückblickend kann ich sagen, dass ich die beste Zeit hatte! Natürlich hat es bei mir auch an der einen oder anderen Stelle Probleme gegeben, vor allem am Start. Aber wie gehe ich am besten damit um und wie hole ich das Beste aus meinen 10 Monaten raus? Zu Beginn ist zu sagen, jeder Tag ist eine neue Chance, Dein Auslandsjahr unvergesslich zu machen.

 

Erwartungen vs. Realität

Die eigenen Erwartungen anpassen

Das Auslandsjahr fängt natürlich bei den Erwartungen an. Desto höhere Erwartungen Du hast, desto mehr Druck liegt auf Dir. Und wer will mit permanentem Druck ein Jahr verbringen, welches eigentlich zum Spaß haben und lernen da ist?

Natürlich möchte man, dass alles perfekt ist. Auf dieses Jahr hat man sich lange gefreut und nun, wo es Realität wird, möchte man, dass nichts schiefgeht.

Trotzdem solltest Du Dir nicht zu viel Druck machen oder machen lassen – weder von Dir selbst, noch von Familie oder Freund*innen.

Social Media

Diese Chance ist einmalig, denn Du wirst nie wieder so jung sein. Lasse Dich keinesfalls von den sozialen Medien im Vorhinein beeinflussen. Klar, bist Du aufgeregt und freust Dich und würdest am liebsten den ganzen Tag damit verbringen Videos und Vlogs übers Auslandsjahr zu gucken.

Ich kenne das selbst und muss zugeben, dass ich genau das gemacht habe und letztendlich zu hohe Erwartungen hatte. Ja, am Anfang war ich etwas enttäuscht, denn meine Schule war nicht wie in den ganzen High School-Filmen und Freund*innen hatte ich auch nicht direkt. Aber als ich dann angefangen habe, mich auf das Ganze einzulassen und mein Auslandsjahr so wertgeschätzt habe, wie es dann wirklich war, konnte ich anfangen, es in vollen Zügen zu genießen.

Es ist Dein Jahr und nicht das von jemand anderem, also gestalte es so, wie Du es magst!

 

Aller Anfang ist schwer

Wie jeder weiß: Anfänge sind immer schwer. Sei es bei einem neuen Job, einem neuen Hobby, oder aber natürlich auch, wenn man dabei ist, sich ein Leben auf der anderen Seite der Welt aufzubauen. Es wird eine andere Sprache gesprochen als zu Hause, die Umgebung ist anders, viele neue Eindrücke und dazu kommt noch, dass man allein ist. Es gibt erstmal keine vertrauten Personen, welche vor Ort sind.

Heimweh

Ja, Heimweh gehört dazu und ist völlig normal. Auch ich hatte starkes Heimweh, als ich Anfang August 2023 in Arizona ankam. Doch sobald Du Deine Routine gefunden hast, wird das Heimweh weniger, bis es dann komplett verschwindet und Du am liebsten noch viel länger dableiben würdest.

FOMO

Ein Auslandsjahr ist eine unglaubliche Chance, neues zu entdecken. Doch mit all den Eindrücken, kommt oft auch ein Gefühl, das viele nicht erwarten: FOMO, die „Fear of missing out“. Während Du in einem anderen Land
neue und spannende Erfahrungen sammelst, bleibt das Leben zuhause nicht stehen. Freund*innen feiern Geburtstage ohne Dich, Familienfeste wie Weihnachten oder Ostern finden statt, und Du sieht auf Social Media, was Du gerade alles verpasst.

Aber FOMO funktioniert auch andersherum. Manchmal hat man das Gefühl, im Auslandsjahr selbst etwas zu verpassen, sei es ein Football Spiel oder ein entspannter Abend mit neuen Freund*innen.  Das Wichtigste ist, sich bewusst zu machen: Egal, wo Du gerade bist, Du wirst immer irgendwo etwas verpassen.  Ein Auslandsjahr ist nicht dafür da, überall gleichzeitig zu sein, sondern in dem Moment zu leben.

Die Gastfamilie

Außerdem braucht es Zeit, um Dich mit Deiner Gastfamilie zurechtzufinden. Bedenke, dass Ihr Fremde seid und ihr nicht von einem auf den anderen Tag beste Freund*innen werdet. Lernt Euch langsam kennen und gewöhnt Euch aneinander. Mein Tipp: Sprich von vornherein Dinge an, die Dich stören.  Sei offen für alles und gib vielleicht auch mal Dingen die Chance, die Du nicht allzu ansprechend findest.  Missverständnisse können hin und wieder auch mal auftreten, doch das lässt sich klären.

Die neue Sprache

Die Sprache wird Dich wahrscheinlich auch das eine oder andere Mal herausfordern – vor allem am Anfang. Es muss Dir nicht peinlich sein, wenn Du ein Wort nicht verstehst oder etwas länger brauchst, um zu antworten. Deine Familie und Schule wissen, dass dies nicht Deine Muttersprache ist und Du zum Lernen dort bist. Du wirst merken, wie schnell Du in die Sprachereinkommst und dann wird es ganz selbstverständlich, sie zu sprechen.

Freundschaften

Freund*innen prägen den Auslandsaufenthalt besonders. Durch sie hat man die beste Zeit. Natürlich wirst Du am ersten Tag noch nicht Deine besten Freund*innen gefunden haben, denn auch das braucht seine Zeit. Das Wichtigste ist jedoch, dass Du Dir bewusst machst, dass es in Deiner Verantwortung liegt, Freundschaften zu schließen. Was das bedeutet? Du solltest offen sein, auf Leute zuzugehen und sie anzusprechen.

Den besten Kontakt knüpfst Du, wenn Du Dich frühzeitig in Sport-Teams oder Clubs anmeldest. Ich zum Beispiel war in der Fußballmannschaft und im Tennis-Team. Da die meisten angebotenen Sportarten Teamsportarten sind, wird es ganz einfach, Anschluss zu finden. Team Spirit wird in vielen Austauschländern sehr großgeschrieben und es werden sich bestimmt ganz enge Freundschaften bilden. Also, sei so mutig und mach den ersten Schritt, denn es wird sich lohnen.

 

Verändert zurückkommen?

Neue Sprachkompetenzen

Ein Auslandsjahr hat großen Einfluss auf einen, aber inwiefern eigentlich? Natürlich erst einmal das Offensichtlichste: Die sprachliche Entwicklung. Durch das Sprechen im Alltag, in der Schule, in der Gastfamilie und mit Freund*innen wird sich Deine Sprachkompetenz verbessern. Durch Sprechen, Schreiben und Lesen wirst Du die Sprache nach Deinem Auslandsaufenthalt viel besser können als davor.

Persönliche Entwicklung

Außerdem wird sich Deine Persönlichkeit weiterentwickeln. Durch die Entscheidungen, die Du treffen musstest und die Herausforderungen, welche Du nun allein meistern musstest, wirst Du selbstständiger. Du lernst, dass Du das auch alles ohne Hilfe von Eltern geschafft hast und das ist schon ein ziemlich großartiges Gefühl. Du wirst neue Situationen bewältigen und wirst Dir nun auch in Zukunft mehr zutrauen.

Offenheit und Toleranz

Durch die Eindrücke, welche Du nun in die Kultur, Lebensweisen und Meinungen erhalten hast, wirst Du offener und wirst besser damit umgehen können, die Meinung von anderen zu tolerieren. Dadurch, dass Du lange weg warst, wirst Du eine Heimat, Familie und Freundschaften mehr schätzen als je zuvor. Während Du weg warst, wird Dir wahrscheinlich aufgefallen sein, wie sehr Du die Personen zu Hause schätzt und liebst.

Ich persönlich habe mich sehr weiterentwickelt und kann sagen, dass es mir sehr viel gebracht hat. Sei es zu Hause bei meiner Familie oder im schulischen Umfeld. Doch auch dies ist ein Prozess und ist nicht sofort sichtbar.

 

Das Ende Deines Aufenthalts

Man sagt, Abschiede seien nie leicht, doch da wusste ich noch nicht, wie schwer es denn wirklich ist, Abschied zu nehmen. Was zu Beginn wie ein unreales Abenteuer wirkte, wird mit der Zeit zu einem zweiten Zuhause. Man schließt neue Freundschaften, wächst mit der Gastfamilie zusammen, entwickelt seine eigenen Routinen und beginnt, sich in der neuen Heimat wohlzufühlen. Und gerade dann, wenn man so richtig angekommen ist, heißt es auf einmal: Abschied nehmen.

Abschied nehmen

Man muss sich von den Menschen, dem Ort und einem neuen Lebensgefühl verabschieden, das einem so ans Herz gewachsen ist, wohl wissend, dass es nie wieder genau so sein wird. Mein Abschied war sehr emotional und ich habe Wochen gebraucht, um wieder klarzukommen und mich in meinem eigentlichen Zuhause einzuleben. Nun hatte ich Heimweh, aber andersrum. Selbst jetzt –  ein Jahr nach meiner Rückkehr – vermisse ich mein Leben dort jeden Tag.

Mein persönliches Fazit

Wenn ich zurückblicke, gibt es vieles, dass ich gerne früher gewusst hätte. Nicht um alles perfekt zu machen, denn das geht sowieso nicht, sondern um entspannter und ohne Druck in mein Auslandsjahr zu starten. Ich hätte gerne gewusst, dass es okay ist, sich am Anfang etwas verloren zu fühlen, dass Freundschaften seine Zeit brauchen, dass Heimweh kein Zeichen von Schwäche ist und vor allem: Dass man nicht alles kontrollieren kann. Je mehr man bereit ist, sich auf das bevorstehende Abenteuer einzulassen, desto mehr wächst man über sich hinaus.

Ich hoffe, meine Auslandsjahr Erfahrungen haben Dir geholfen und sei Dir sicher: Du bist mit Deinen Gefühlen nicht allein! Vielleicht hilft es Dir, Dich hin und wieder mit anderen Austauschschüler*innen auszutauschen, z.B. in der Experiment-Community!

Auslandsjahr Erfahrungen

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