Freiwilligendienst in Vietnam und Thailand und die Begegnung mit Menschen aus aller Welt
Hilde hat einen Freiwilligendienst in Vietnam und Thailand gemacht, wo sie sich in zwei Projekten engagierte. In ihrem Bericht erzählt sie uns, wie insbesondere der Kontakt zu Menschen aus der ganzen Welt sie nachhaltig beeindruckt und geprägt hat.
Hallo, mein Name ist Hilde und ich bin 19 Jahre alt. Ich war mir schon recht lange darüber im Klaren, dass ich nach der Schule ins Ausland gehen will. Durch meine Schwestern wusste ich, dass es die beste und intensivste Erfahrung meines Lebens werden würde. Und ich wusste, dass ich von Experiment dabei begleitet werden möchte, da wir schon viele gute Erfahrungen mit der Organisation gemacht hatten.
Freiwilligendienst – die Entscheidung im Vorfeld
Also habe ich mich von den Angeboten auf der Website sowie ein paar Telefonaten inspirieren lassen und mich dazu entschieden, nicht nur einen, sondern gleich zwei Freiwilligendienste für jeweils zehn Wochen in Vietnam und Thailand zu machen. Jetzt weiß ich, es war nicht nur die beste und intensivste, sondern auch die ehrlichste, schonungsloseste und nachhaltigste Erfahrung.
Bevor ich ins Ausland gereist bin, haben mir viele Menschen gesagt, ich solle die andere Kultur oder die Landschaft oder das warme Wetter genießen. Manche meinten auch, sie würden sich wünschen, selbst die Möglichkeit zu haben so eine Reise zu machen, weil sie unheimlich gespannt seien auf diesen Teil der Welt.
Doch jetzt, da diese Reise schon eine Weile hinter mir liegt, weiß ich, dass es nicht die Kultur oder die schöne Szenerie war, die mich am meisten geprägt hat. Nein, es waren vielmehr die Menschen, die mich wirklich berührten. Es waren die Begegnungen auf Augenhöhe, die intensiven und langen Gespräche, das Vertrauen und der Respekt, die mich geformt haben.
Freiwilligendienst in Vietnam und Thailand – die Begegnung mit anderen Menschen
Aus diesem Grund möchte ich mich nicht auf all die schönen Orte konzentrieren, die ich gesehen habe, und die kulturellen Unterschiede, die ich erlebt habe. Denn all das kann nicht durch Worte und Bilder vermittelt werden, man muss sich inmitten all dieser Veränderungen wiederfinden, um wirklich zu realisieren, wie es sich anfühlt, nicht mehr zu Hause zu sein.
Stattdessen will ich Euch erzählen, wie sehr mich die Begegnungen mit anderen Menschen geprägt haben.
Hanoi – Meine interkulturelle Wohngemeinschaft
Die erste Station auf meiner Reise war Hanoi, eine pulsierende, bunte Stadt mit vielen wunderbaren Menschen. Hier lebte ich in einem von zwei Freiwilligenhäusern der Organisation. Eines war für die Freiwilligen mit längeren Aufenthalten und das andere, in dem ich lebte, für alle, die weniger als drei Monate bleiben würden.
Ich lebte also in einem Haus mit Menschen aus vielen Teilen der Welt, die entgegen meiner Annahme, nicht acht, neun oder zehn Wochen blieben, sondern zu großen Teilen einen Aufenthalt von nur zwei, drei oder vier Wochen planten.
Nachdem ich mich eingelebt und an die neue Situation gewöhnt hatte, hat sich dieses Haus und auch die Freiwilligen aus dem anderen Haus, die oft zu Besuch kamen, angefühlt wie eine große Familie oder zumindest wie sehr enge Freunde. Fast jede Woche kamen neue Freiwillige und ich hatte die Möglichkeit, immer mehr Leute kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören.
Die meiste Zeit waren wir zwischen zehn und zwanzig Menschen und wir haben uns sehr gut verstanden, da wir irgendwie alle in der gleichen Situation waren. Doch irgendwann fingen die Menschen, mit den man viel erlebt und viel gelacht hatte, an abzureisen. Nur wenige Freiwillige blieben zurück.
Wir mussten jedoch nicht lange warten, bis wieder neue Leute angereist sind und sofort haben wir uns herzlich begrüßt und teilweise auch angefreundet, bis auch diese wieder abgereist sind. Das Ganze erstreckte sich für mich über fast zehn Wochen. Die Freiwilligen in dem anderen Haus waren in einer etwas bequemeren Situation, da sie weniger engen Kontakt zu den meisten Freiwilligen mit kurzen Aufenthalten pflegten und für einen Moment habe ich darüber nachgedacht, ob ich sie dafür beneide.
Im nächsten Moment wusste ich jedoch, ich hätte mich niemals anders entschieden, auch wenn mir all das vorher bewusst gewesen wäre. Niemals würde ich mich dazu entscheiden, all diese wunderbaren Menschen nicht in mein Herz zu lassen, auch wenn es schmerzt, sie wieder gehen zu sehen. Niemals würde ich mich dazu entscheiden, diesen Einfluss, den die Menschen auf mich hatten, davon zu weisen.
Denn wie ich erfahren durfte, kann nicht nur ein monatelanges Kennlernen, sondern auch eine einzelne Woche zu einer wunderbaren Freundschaft führen.
Hua Hin – Bungalows unterm Mangobaum
Auch in Hua Hin war ich in einem Freiwilligenhaus untergebracht, doch entgegen meiner Erwartung glich es in keiner Weise dem in Hanoi. Nein, dieses Freiwilligenhaus war viel größer.
Wir hatten einen Pool, alle Gemeinschaftsbereiche waren draußen, unsere Zimmer waren wie in einer Art Bungalows und wir hatten einen Mangobaum.
Sofort vermittelte es ein Gefühl von Thailandurlaub. Doch der größte Unterschied, der damit einherging, waren die vielen Freiwilligen, die mit mir dort lebten. Mit jeder Woche kamen mehr dazu, bis wir irgendwann über fünfzig Menschen der verschiedensten Altersgruppen waren, die zusammen an einem Ort lebten.
Möglicherweise würde man jetzt davon ausgehen, dass sich die Gruppe in verschiedene kleine Grüppchen gespalten hätte, so wie in der Schule, aber dem war nicht so.
Alle sind aufeinander zugegangen. In jeder Ecke hat man mit anderen Personen gequatscht, an jedem Abend mit anderen Leuten Karten gespielt. Mit wieder anderen ist man jeden Tag zum Projekt gefahren und mit einigen hat man sich das Zimmer geteilt. Das lag mitunter auch an den ständig wechselnden Menschen, die man ebenfalls kennenlernen wollte.
Wir waren also eine sehr dynamische Gruppe. Anstatt klarer Linien hatten wir verschwimmende Übergänge.
Mit am schönsten waren für mich die Abende, an denen wir alle gemeinsam ausgegangen sind und man sich auf dem Weg in die Stadt mit drei weiteren Freiwilligen auf der Rückbank eines Autos wiedergefunden hat oder plötzlich mit Leuten sprach, die man vorher noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Ich fand es erstaunlich, wie sicher man sich umgeben von Fremden fühlen kann und wie offen man über die eigenen Gefühle und Gedanken spricht.
We listen and we don’t judge – unser gemeinsames Motto
Nicht selten erlebte ich Situationen, in denen andere mir mit ihren Geschichten unheimliches Vertrauen schenkten oder in denen ich mich offenbarte ohne Angst vor Verurteilung oder negativen Konsequenzen.
Ich habe gemerkt, dass in so einem Ort, an dem alle gleich sind und niemand eine Vergangenheit hat, die Möglichkeit steckt, sich nicht völlig neu zu erfinden, sondern sein wahres Selbst zu finden.
„We listen and we don’t judge“. „Wir hören zu und wir verurteilen nicht.“
Das ist ein Satz, der sich in mich eingebrannt hat. Wir haben ihn oft benutzt, meist im Scherz. Doch es steckt so viel dahinter. Das Versprechen von Verständnis und Sicherheit, von Unterstützung und Akzeptanz. Wir erlauben uns kein Urteil über andere Menschen, wenn wir selbst nicht verurteilt werden wollen.
Dieser Satz ist eine Einstellung, die ich niemals vergessen will und ein Versprechen, dass ich anderen auch in Zukunft entgegenbringen möchte auch wenn es manchmal schwer ist.
Freiwilligendienst im Ausland – Heimweh und Nostalgie gehört dazu
Zum Abschluss möchte ich Euch noch sagen: Gebt euch niemals der Annahme hin, dass ein Auslandsaufenthalt auf Grund dessen, was ich Euch gerade erzählt habe, immer schön und einfach sein müsse.
Es ist in Ordnung zu vermissen. Es ist in Ordnung traurig zu sein oder sich unwohl zu fühlen. Manchmal kommt es einem so vor, als wäre man in der Mitte von Freund*innen die einsamste Person der Welt. Manchmal erinnert einen der volle Teller mit leckerem Essen daran, wie weit man von zu Hause weg ist.
Manchmal erkennt man, dass man eine ganz andere Person ist, als man immer gedacht hat, weil diese neue unbequeme Lebensrealität den innersten Kern herauskratzt. Und manchmal wird einem bewusst, dass am Ende von allem die Heimreise steht, die erneut alles verändern kann.
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