Diese Weihnachtsferien waren etwas ganz Besonderes, denn wir haben das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel 2022/2023 gemeinsam mit unserer ehemaligen Austauschschülerin Sarah aus den USA gefeiert, die im Schuljahr 2013/2014 bei uns gelebt hat.  Auch Sarahs Eltern waren mit von der Partie. Da unsere beiden Familien bereits mehrere Urlaube miteinander verbracht haben, bot dies eine wunderbare Möglichkeit für ein Wiedersehen.

 

12 Personen und 3 Nationen unterm Weihnachtsbaum: Italo-amerikanisch-deutsche Weihnacht

Neben Sarah hat auch unsere aktuelle Austauschschülerin Gaia aus Italien mit uns gefeiert, ebenso wie unser derzeitiges italienisches Au-Pair Giulia. Dabei hatte Giulia eigentlich geplant, Weihnachten in Italien bei ihrer Familie zu feiern, wollte sich aber die Chance auf dieses interkulturelle Weihnachtsfest nicht entgehen lassen.

Weihnachten als Gastfamilie Zusammen mit meinem Schwiegervater, meiner Mutter und unseren drei eigenen Töchtern waren wir insgesamt zwölf Personen unterm Weihnachtsbaum. Selbstverständlich bot diese Kombination einiges an Explosionspotential. An Weihnachten ist die Vorfreude hoch, die Nerven liegen bei allen blank und alle sind leicht angespannt. Wenn dann noch so viele unterschiedliche Erwartungen aufeinandertreffen, kann dies schon mal zu Konflikten führen.

Auch ich wollte mich gebührend und in Ruhe auf diese gemeinsame Zeit vorbereiten, doch blieben meine guten Vorsätze genau das: Gute Vorsätze. Insofern startete ich relativ erschöpft in meinen Weihnachtsurlaub.

 

Stress, Anspannung und Konflikte: Doch dann kam alles ganz anders!

Und dann kam alles ganz anders: Alle halfen mit – egal ob beim Einkaufen, Kochen, Tisch decken, Aufräumen usw. Das Essen war fantastisch. Mit italienischen Antipasti, schwäbischen Spätzle,

amerikanischen Cookies und vielen weiteren Leckereien haben wir die gemeinsamen Mahlzeiten bestritten. Hat es immer optimal zusammengepasst und hätten wir damit einen Gourmet-Preis gewonnen? Definitiv nicht. Und leider war das Essen auch meistens kalt oder zumindest lauwarm, bis alle etwas auf dem Teller hatten. Aber alle wurden satt und keine*r hatte das Gefühl, alleine daran schuld zu sein, wenn etwas nicht optimal gelang.

Außerdem gab es immer genügend Personen, die gerade ein Spiel spielen wollten, ohne dass irgendjemand dazu gezwungen werden musste, der eigentlich lieber spazieren gehen wollte. Und auch diese Person musste nie alleine gehen.

Da wir eh schon so viele waren, kamen auch noch weitere Gäste dazu und alle waren sich einig, dass wir einfach immer unglaublich viel Glück mit unseren Gastkindern haben. Das sei ja „nicht normal“ wurde uns gesagt.

 

Kein Gastkind will der Gastfamilie das Leben schwer machen

Klar, die Tatsache, dass Sarah auch 9 Jahre nach ihrem Austausch bei uns noch so engen Kontakt hält und für unsere Kinder ganz klar zur Familie gehört, ist wirklich großartig. Und natürlich freuen wir uns, dass Gaia,

Weihnachten mit 3 Kulturen

unsere aktuelle Austauschschülerin, und unser Au-Pair Giulia so toll zu unserer Familie passen. Doch auch wenn wir uns unglaublich glücklich schätzen können für diese tollen Erfahrungen, die wir als Familie machen, ist es doch so, dass man dieses Glück nur haben kann, wenn man dem Ganzen eine Chance gibt.

Niemand geht mit dem Vorsatz ins Ausland: „Ich werde meiner Gastfamilie das Leben schwer machen“. Im Endeffekt wollen alle, dass es klappt, und dass der Aufenthalt für alle Seiten erfolgreich verläuft. Ist immer alles einfach? Nein! Muss man manchmal Geduld haben oder sich einschränken? Natürlich. Aber man bekommt dies alles tausendfach zurück.

Wenn alle Beteiligten es wollen und aufeinander eingehen, dann kann so eine Erfahrung für Gastfamilie und Gast zu einer wirklichen Bereicherung werden – lebenslang.

 

Glück kann man nur haben, wenn man dem „Experiment Gastfamilie“ eine Chance gibt

Ein geglücktes Experiment Gastfamilie

Ursprünglich wollten wir Gaia nur bis Oktober als Welcome Family aufnehmen, damit sie ihr Austauschsemester hier in Deutschland starten konnte. Nach einer Woche war jedoch klar: Die geben wir nicht mehr her. Lieber räumt mein Mann sein Home Office und wir schränken uns alle ein bisschen ein. Auch die Ankunft unseres Au-Pairs aus Italien im Oktober war schon lange geplant und war der ursprüngliche Grund, warum wir Gaia nur für vier Wochen aufnehmen wollten.

Die Unterbringung zweier Gäste aus demselben Land in einer Gastfamilie ist eigentlich ein absolutes No-Go in unserer Branche. Bei näherer Betrachtung mag dies daran liegen, dass diese Regelung aus einer Zeit stammt, zu der es auch noch die Programmregel gab, dass Eltern mit ihren Kindern maximal einmal pro Woche telefonieren dürfen. Spätestens seit Smartphones und WLAN sind diese Regelungen nicht wirklich haltbar, und Kontakt in der Muttersprache findet eh täglich statt.

Weder für uns noch für Gaia und Giulia oder deren Eltern stellte die Tatsache, dass beide aus demselben Land kommen, ein Problem dar. Beide verstehen sich ganz wunderbar, unterstützen sich gegenseitig und entlasten dadurch auch wieder uns. Und unsere Sprache lernen die beiden auch – denn trotz ihrer italienischen Wurzeln, sprechen wir natürlich im Familienalltag Deutsch miteinander.

Ein rundum gelungenes Experiment Gastfamilie! Ist ja auch klar: Wir haben ja immer Glück! 😉

Übrigens: In Folge 6 unseres Podcasts “Austauschzeit” beschreibt Gastmutter Nicole ihre bisherigen Erfahrungen als Gastfamilie. Jetzt hier reinhören!

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