Ein Schüleraustausch, Freiwilligendienst oder Auslandsjahr ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung – für junge Menschen ebenso wie für ihre Familien. Doch während neue Kulturen, Sprachen und Perspektiven entdeckt werden, bleibt eines oft unterschätzt: Heimweh – und das auf beiden Seiten.

Heimweh

Wenn das Kind in der Ferne ist – und das Herz zu Hause bleibt

Viele junge Menschen träumen von einem Auslandsjahr. Der Koffer ist gepackt, die Vorfreude groß – doch kaum ist man am Ziel angekommen, schleicht sich ein Gefühl ein, mit dem niemand gerechnet hat: Heimweh. Plötzlich fehlt das vertraute Zuhause, die Freund*innen, die gewohnte Umgebung – und vor allem: die Familie.

Besonders in den ersten Wochen kann die Umstellung auf eine neue Kultur überfordernd sein. Kleine Herausforderungen im Alltag – wie Sprachbarrieren oder Missverständnisse mit der Gastfamilie – wirken dann größer als sie eigentlich sind. In diesen Momenten wird das Zuhause zur inneren Rettungsinsel.

Die andere Seite: Eltern zwischen Stolz und Sorge

Was viele nicht sehen: Auch Eltern erleben Heimweh – nicht im klassischen Sinne, sondern als Sehnsucht nach Nähe, Sicherheit und Kontakt zu ihrem Kind. Die Distanz, die räumlich ist, kann sich emotional verstärken. Was macht mein Kind gerade? Geht es ihm gut? Vermisst es uns? Diese Fragen kreisen – manchmal Tag und Nacht.

Und da ist noch etwas: die Angst vor Entfremdung. Was, wenn das eigene Kind sich verändert? Was, wenn es “zu sehr” ankommt, “zu unabhängig” wird oder sich das Verhältnis danach nie wieder ganz so anfühlt wie vorher?

Nähe über Distanz – geht das?

Ja, das geht – mit Verständnis, Offenheit und Kommunikation.

Für Kinder im Ausland hilft es, regelmäßige, aber nicht zu häufige Kontaktpunkte zu schaffen. Eine kurze Sprachnachricht, ein paar Fotos oder ein wöchentlicher Videocall können ein wohltuendes Gefühl von Verbindung aufrechterhalten, ohne dass der Prozess des „Ankommens“ gestört wird.

Eltern wiederum dürfen sich bewusst machen: Das Kind entfernt sich nicht von der Familie – es wächst über sich hinaus. Es lernt, mit neuen Situationen umzugehen, eigene Entscheidungen zu treffen – und kehrt oft mit einem noch stärkeren Gefühl für die Bedeutung von Zuhause zurück.

Was wir bei Experiment e.V. beobachten

In unserer Arbeit mit Austauschschüler*innen und ihren Familien erleben wir diese emotionalen Prozesse regelmäßig. Heimweh – auf beiden Seiten – ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Bindung.

Und genau darin liegt das Schöne: Wer vermisst, liebt. Wer loslässt, vertraut.

Unsere Aufgabe ist es, Jugendliche und Familien durch diese Phasen zu begleiten – mit Vor- und Nachbereitungsseminaren, kontinuierlicher Betreuung und einem offenen Ohr für große und kleine Sorgen.

Fazit: Emotionale Nähe braucht kein Flugticket

Das Gefühl, sich zu entfremden, ist nachvollziehbar – doch es ist nicht unausweichlich. Im Gegenteil: Ein Auslandsaufenthalt kann Familienbeziehungen sogar stärken. Er schafft gemeinsame Geschichten, neue Perspektiven – und oft eine tiefere, bewusstere Verbindung als zuvor.

 

Denn eines bleibt, egal wie weit die Wege auseinandergehen: Die Liebe reist immer mit.

 

 

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