Gastväter im Interview: Warum es sich lohnt, Gastvater zu werden
Wir berichten immer wieder darüber, wie viel Freude und positive Veränderung ein Gastkind in das Leben einer Familie bringen kann. Diese Erfahrung sorgt nicht nur für kulturellen Austausch, sondern auch für eine neue Dynamik und spannende Erlebnisse im Alltag. Doch wie erlebt man als Gastvater diese besondere Rolle?
Die Entscheidung, Gastfamilie zu werden, trifft man als Familie gemeinsam. Jede*r bringt dabei seine eigenen Erwartungen und Herausforderungen ein, besonders auch die Väter, die oft eine prägende Rolle im Familienleben einnehmen.
Wir haben Väter aus drei verschiedenen Familien gefragt: Wie ist es, Gastvater zu sein? Entstanden ist ein Video, das drei ganz unterschiedliche Geschichten erzählt.
Wie wird man Gastvater?
Der Weg zum Gastvater kann auf verschiedene Weise beginnen. Manchmal ergibt sich die Gelegenheit, wenn die eigenen Kinder für einen Austausch ins Ausland gehen und das Kinderzimmer frei wird. In anderen Fällen ist man einfach am interkulturellen Austausch in den eigenen vier Wänden interessiert.
Die Gastväter berichten von ihren Erfahrungen. Joachim Ritzer beschreibt, wie er sich verantwortlich fühlte, als sein Gastkind das erste Mal abends alleine ausgehen wollte. Für ihn war dies eine interessante und ungewohnte Erfahrung und eine Art Vorbereitung auf die Zeit, wenn die eigenen Kinder in das gleiche Alter kommen und ebenfalls abends unterwegs sein möchten.
Ingmar Jochem erzählt aus eigener Erfahrung, dass zu Beginn sowohl die Gastfamilie als auch das Gastkind etwas unsicher sind und man sich erst einmal beschnuppern muss. Er fand es herausfordernd, klare Regeln aufzustellen, ohne als strenger Erzieher aufzutreten und betont, wie wichtig es ist, von Anfang an eine gute Basis zu schaffen.
Welche Herausforderungen gibt es?
Eine der größten Herausforderungen ist die Sprache. Dirk Jacobi berichtet, dass es hilfreich war, Englisch und Französisch zu sprechen. Im Laufe der Zeit wird es jedoch wichtig, auf Deutsch umzuschalten, damit das Gastkind die Sprache auch wirklich lernen kann. Er ergänzt, dass es nicht notwendig ist, die Sprache des Gastkindes zu beherrschen. Letztendlich findet man immer einen Weg, sich zu verständigen. Und Missverständnisse gehören zum “Abenteuer Gastfamilie” eben auch mal dazu.
Welche Rolle übernimmt man als Gastvater?
Als Gastfamilie ersetzt man die Familie des Gastkindes nicht, man ergänzt sie. So übernimmt man auch als Gastvater nicht unbedingt die klassische Vaterrolle, sondern agiert vielmehr als zusätzlicher Ansprechperson oder als Kulturvermittler, wie Ingmar Jochem erzählt. Joachim Ritzer berichtet in unserem Video auch von einem Fußballspiel, das er mit seinem Gastsohn besucht hat. Solche gemeinsamen Aktivitäten helfen nicht nur, die Beziehung zu stärken, sondern auch, kulturelle Unterschiede auf spielerische Weise zu überbrücken. Jede Gastfamilienkonstellation ist individuell und die Dynamik kann sich während des Austausches auch immer weiterentwickeln.
Wie erkenne ich, dass ein Gastkind zu mir passt?
Die Entscheidung, ein Gastkind aufzunehmen, wird oft durch die Videos und Informationen auf Experiment-Webseite beeinflusst. Herr Jacobi erzählt, dass man durch diese Videos einen ersten Eindruck von den Gastkindern bekommt und spürt, ob die Chemie stimmt. Manchmal springt der Funke einfach über, und man entscheidet sich spontan für ein Gastkind, unabhängig davon, ob es sich um einen Gastsohn oder eine Gasttochter handelt. Außerdem verschicken wir auch passende Steckbriefe an interessierte Familien.
Wie regelt man die Aufgabenverteilung?
Die Aufgabenverteilung variiert von Familie zu Familie. In manchen Familien übernimmt ein Elternteil eine größere Rolle, während in anderen die Aufgaben gleichmäßig aufgeteilt werden. Jede Familie entscheidet für sich selbst, wer welche Aufgabe übernimmt und wer vielleicht den größeren Teil der Arbeit leistet. Meist ist es die Person, die am meisten Zeit hat oder besonders viel Einfühlungsvermögen. Ein Gastkind benötigt – vor allem zu Beginn des Austausches – Unterstützung in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel emotional oder organisatorisch. Hier kann man gut nach den einzelnen Stärken der Familienmitglieder schauen.
Wichtig ist in erster Linie, dass alle Familienmitglieder Lust auf das gemeinsame Projekt haben und an einem Strang ziehen. Gemeinsame Ausflüge, das Spielen von Spielen und das Teilen von Geschichten sind oft Teil des Familienlebens mit einem Gastkind. Diese gemeinsamen Erlebnisse stärken die Familie und schaffen bleibende Erinnerungen.
Was ist der schönste Moment als Gastvater?
Für Joachim Ritzer ist einer der schönsten Momente der, wenn man Jahre später wieder Kontakt mit dem Gastkind hat und immer noch die enge Verbindung spürt, die während des Aufenthalts entstanden ist. Denn auch nach der gemeinsamen Zeit bleibt die Verbindung oft bestehen und es ist wunderbar zu sehen, wie sich das Gastkind weiterentwickelt hat. Diese langfristigen Kontakte und Freundschaften, die entstehen, sind ein wertvoller Teil der Gastfamilienerfahrung.
Dirk Jacobi und Ingmar Jochem sind sich einig: Einer der schönsten Moment ist immer Weihnachten. Das Weihnachtsfest zusammen mit dem Gastkind zu feiern und gemeinsam Bräuche zu teilen, ist immer ein besonderer Moment, der zeigt, wie tief die Beziehung zwischen Gastkind und Gastfamilie werden kann.
Warum sollte man Gastvater werden?
Auf diese Frage findet Joachim Ritzer eine sehr schöne Antwort: Für ihn ist es eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, offen zu sein und interkulturelle Erfahrungen in die Familie zu integrieren. Diese Offenheit und Bereitschaft zum Austausch tragen dazu bei, eine wertvolle und bereichernde Erfahrung für alle Beteiligten zu schaffen.
Die Rolle des Gastvaters bietet nicht nur die Möglichkeit, einen tiefen kulturellen Austausch zu erleben, sondern auch, durch eine spannende und wertvolle Erfahrung persönlich zu wachsen. Die Geschichten der Väter zeigen, wie bereichernd es sein kann, die eigene Familie um ein internationales Mitglied zu erweitern und dabei nicht nur Freundschaften fürs Leben zu schließen, sondern auch wertvolle Lektionen über Verantwortung, Geduld und Offenheit zu lernen.
Was jetzt noch fehlt? Das passende Gastkind! Vielleicht wartet es bereits unter unseren aktuellen Gesuchen auf Sie.
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