Natalie Tessa und ihre Familie sind 2022 zum ersten Mal Gastfamilie geworden. Die Entscheidung, ein Gastkind bei sich aufzunehmen, fiel, nachdem ein Zimmer in ihrer Wohnung in Bergisch-Gladbach frei wurde. Da sie aktuell mit zwei kleinen Kindern nicht so viel Reisen kann, wollte die Mutter sich gerne etwas von der Welt “nach Hause holen”. Nachdem ihre Gasttochter Poliana aus Brasilien angekommen war, hat Frau Tessa schnell gemerkt: Das war die richtige Entscheidung, für ihre Kinder und für sie selbst. Im Interview erzählt sie, warum das so ist und wie sehr ihre kleinen Kinder von der Erfahrung profitieren.

Die Motivation, Gastfamilie zu werden

Zum ersten Mal Gastfamilie Was hat Sie motiviert, Gastfamilie zu werden? Und warum haben Sie sich entschieden, mit Experiment Gastfamilie zu werden?

Da ich mein Arbeitszimmer ins Esszimmer verlegt habe, wurde ein Zimmer in unserem Haus frei, das ich gerne sinnvoll nutzen wollte. Ich arbeite im Bereich internationaler Freiwilligendienste, war selber lange Zeit im Globalen Süden, und wusste daher, dass stets Gastfamilien für junge Menschen gesucht werden. Der Austausch mit anderen Menschen aus anderen Kulturen ist mir sehr wichtig. Da ich aber zwei kleine Kinder habe und daher momentan nicht so viel reisen kann, wollte ich uns gerne ein Stück “von der Welt nach Hause holen”. Ein Arbeitskollege hat mir dann einen Newsletter von Experiment weitergeleitet, in dem Gastfamilien gesucht wurden. Da bekam ich den Eindruck, dass Gasteltern über Experiment gut betreut werden – was sich dann auch bestätigt hat! Von der Idee bis zur Anreise unseres Gastkindes vergingen dann nur wenige Wochen.

Warum sollte man Ihrer Meinung nach mindestens einmal Gastfamilie gewesen sein?

Ich finde es sehr sinnvoll und für alle Menschen in der Familie bereichernd, über den Tellerrand hinauszuschauen, mal aus seiner Komfortzone zu kommen und sich mit anderen Gewohnheiten und Anschauungen auseinander zu setzen. Ich habe den Eindruck, dass es gerade Kindern in der Familie guttut, andere Familienmitglieder auf Zeit kennenzulernen und zu sehen, dass das (Familien-)Leben überall anders sein kann. Meine Kinder und ich konnten durch unser Gastkind einiges über Brasilien lernen.

Ein Gastkind prägt die ganze Familie

Wenn Sie an Ihre Zeit als Gastfamilie zurückdenken, gibt es da einen besonders schönen Moment, den Sie mit Ihrem Gastkind erlebt haben, von dem Sie uns erzählen können?

Unser Gastkind ist in vielerlei Hinsicht sehr offen und sehr anpassungsfähig. Wenn sie bei Familienfeiern oder ähnlichem dabei ist, ist es für alle selbstverständlich, dass sie ein Teil der (Groß-)Familie ist. Oder wir waren zusammen in einem großen Outdoor-Spielparadies, das eigentlich eher für kleinere Kinder konzipiert ist. Unser Gastkind hatte dort mit ihren 18 Jahren auf den Trampolinen, Kettcars und großen Rutschen mindestens ebenso viel Spaß wie die kleinen Kinder. Toll finde ich auch immer ihre Begeisterungsfähigkeit für schöne Orte, wie Schlösser, Unis oder Städte. Dadurch habe ich viele Orte nochmal mit anderen Augen gesehen.

Wie hat Sie das Leben als Gastfamilie bzw. mit Ihrem Gastkind / Ihren Gastkindern (nachhaltig) geprägt? 

Ich denke, dass es uns allen sehr guttut, andere Blickwinkel und andere Ansichten kennenzulernen und noch offener zu werden. Und wir haben einiges über Brasilien und das Leben dort gelernt.

Haben Sie vor, mit Ihrem Gastkind nach dessen Aufenthalt in Kontakt zu bleiben?

Unser Gastkind ist ja noch bis Ende Juni bei uns. Anschließend möchte sie in Deutschland ein Studienkolleg besuchen, um danach Medizin zu studieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns weiterhin regelmäßig besuchen werden und den Kontakt halten.

Tipps für neue Gasteltern

Welchen ultimativen Tipp haben Sie für Eltern, die zum ersten Mal Gasteltern werden?

Habt Spaß miteinander, seid geduldig und weicht auch mal ins Englische aus, um sicherzugehen, dass das Gastkind bestimmte (wichtige) Sachen auch wirklich verstanden hat. Ich selber habe gar nicht so lange Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, wie es wohl mit einem Gastkind bei uns werden könnte, da alles recht flott ging. Das war dann für meine Kinder und mich auch gut so.

Haben Sie noch etwas, dass Sie gerne zum Thema Gastfamilie sein hinzufügen möchten?

Ich finde es sehr bewundernswert, wie stark und selbstbewusst junge Menschen sein können. Ich finde es schön zu sehen, wie ein so junger Mensch so schnell ohne vertraute Menschen in einem völlig fremden Land klarkommen kann, Freund*innen findet und sich ein quasi ein neues Leben aufbaut. Ich habe riesigen Respekt vor den Gastkindern und finde es richtig großartig, dass sie sich trauen, so weit weg von zu Hause zu sein! Als Gastfamilie macht es großen Spaß, diese neuen Blickwinkel zu teilen und viele altbekannte Sachen, Orte und Gewohnheiten mit anderen Augen zu sehen.

Vielen Dank für das Interview, Frau Tessa!

Du willst noch mehr rund um das Thema Austausch erfahren? Dann hör gerne in Austauschzeit rein, unseren Podcast aus der Welt! Folge uns außerdem auf Instagram und TikTok, um nichts zu verpassen!