Ich sitze hier gerade in meinem Zimmer und überlege, wie ich denn diesen Text am besten anfangen könnte. Nachdem ich etwas auf meinen Bildschirm gestarrt habe, ist mir wieder etwas eingefallen, das ich hier in den letzten vier Monaten von meinem Jahr in Trondheim ganz besonders gelernt habe: „real und offen sein, dann funktioniert das schon irgendwie”.

Was macht man in einem Jahr in Trondheim?

Erstmal kurz was über mich: Hi, ich bin Selina, 17 Jahre alt und ich verbringe gerade ein Jahr in Trondheim. Ich lebe in einer der größten Städte Norwegens, und auch wenn die 207.000 Einwohner*innen vielleicht für viele gar nicht so viel erscheinen, war es anfangs für mich doch etwas ungewohnt, da ich zu Hause in einem Dorf mit 5.000 Einwohner*innen lebe. Ich wohne hier mit meinen Gasteltern und meinem Gastbruder in einem Haus ca. 20 Minuten mit dem Bus vom Stadtzentrum entfernt und gehe auf die nächstgelegene Schule.

Dekorationsgrafik: mein Jahr in TrondheimIch kam am 12. August hier her, dachte, dass ich mit meinen Norwegisch-Kenntnissen, die ich mir seit Mitte Mai angeeignet hatte, sicherlich ganz okay zurechtkomme und dass ich in meinem Jahr in Trondheim die ganze Zeit snowboarden gehen könnte. Naja, das war wohl nix. Ich habe anfangs gerade einmal ein paar Worte verstanden und Schnee habe ich auch bis Mitte November keinen gesehen. Um ehrlich zu sein war ich vom Wetter hier ein bisschen enttäuscht, denn es hat die ersten Monate fast täglich geregnet und wenn die Sonne dann mal rauskam, meistens nur für ein paar Stunden. Aber egal, wie die Norweger*innen ja so gerne sagen: “Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung”. Und somit ging‘s für mich im Regenanzug mit dem Fahrrad zur Schule oder mit Gummistiefeln zum Brombeerpflücken. Die einzelnen sonnigen Tage habe ich dann umso besser genutzt, zum Beispiel beim Schwimmen in einem See, bei 18 Grad, beim Inline-Skaten, Wandern, Radfahren oder einfach beim durch die Stadt schlendern.

Im ersten Monat von meinem Jahr in Trondheim habe ich meine Freizeitaktivitäten übrigens fast alle alleine oder mit meiner Gastfamilie gemacht, da die meisten norwegischen Personen wirklich so zurückhaltend und schüchtern sind, wie man oftmals hört. Nach ziemlich genau einem Monat hat es dann aber plötzlich klick gemacht und von diesem Tag an, mache ich eigentlich alles mit meinen Freund*innen. Wir verbringen die Zeit in der Schule zusammen, gehen shoppen, schauen Filme, machen Ausflüge und spielen Spiele, also eigentlich alles, was ich zu Hause auch machen würde, nur mit dem Unterschied, dass ich hier größtenteils Englisch spreche und die anderen Norwegisch.

Der Alltag im Auslandsjahr

Während mein Alltagsleben eigentlich relativ normal ist, gibt es beim Essen ziemlich große Unterschiede, an die ich mich erstmal gewöhnen musste. Der erste und größte Unterschied ist wahrscheinlich, dass es hier kein Mittagessen gibt, sondern nur Lunch, was eine etwas längere Pause ist, in der Brot gegessen wird. Dadurch, dass man, dann aber nicht so lange satt ist, wird schon um 17.00 oder 18.00 Uhr zu Abend gegessen. Wenn man dann anschließend nach ein paar Stunden wieder Hunger hat, wird einfach nochmal irgendwas gegessen. Ein weiterer großer Unterschied ist, die Menge an Fleisch, die hier konsumiert wird – das Gemüse und Obst wird dafür aber oftmals vergessen, was mich als Obstliebhaberin anfangs etwas traurig gemacht hat.

Freundlichkeit baut Brücken

Ich habe in meinem Jahr in Trondheim einige Ausflüge, Wochenend-Trips und auch Urlaub gemacht und habe dabei mich selbst, meine Gastfamilie und meine neuen Freund*innen in ganz unterschiedlichen Situationen kennengelernt und natürlich auch Seiten an ihnen und mir selbst entdeckt, die ich nicht immer so toll fand, doch im Endeffekt ist das nur menschlich und trotz verschiedenen Unterschieden ist es wichtig, offen und freundlich zu bleiben. Wir sind alle nur Menschen, die in einer neuen Situation erst herausfinden müssen, wie bestimmte Dinge am besten funktionieren und dafür brauchen manche Menschen einfach mehr Zeit als andere, also sei nicht enttäuscht, wenn Du Dich erstmal alleine beschäftigen musst. Vielleicht schaffst Du es dadurch ja sogar, Dich selbst ein bisschen besser kennenzulernen.

 

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