Wikinger, Schnee und coole Schulaktivitäten kamen auf unsere Austausschülerin Nina zu. Sie macht gerade einen Schüleraustuasch im wunderschönen Norwegen und berichtet hier ihre bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen. Du bist daran interessiert einen Schüleraustausch in Norwegen oder in anderen skandinvischen Ländern zu machen? Dann ist dieser Erfahrungsbericht für Dich!

 

Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich jemals ein Auslandsjahr machen würde. Aber hier bin ich nun. Schon 5 Monate lebe ich zusammen mit meiner Gastfamilie in Manstadt, einem kleinen Ort im Südosten von Norwegen. Es fühlt sich surreal an, daran zu denken, dass jetzt schon die Hälfte meiner Zeit hier vorbei ist und ich ab jetzt mehr Tage hier war, als ich noch sein werde.

Wage den Sprung!

Schule in Norwegen Die Idee, für ein Schuljahr ins Ausland zu gehen, war eines Tages plötzlich da und hat mich nicht mehr losgelassen. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich etwas aus eigener Initiative wirklich nur für mich gemacht habe.

In der Vergangenheit habe ich mich oft von den Erwartungen anderer lenken lassen und Dinge nicht getan, einfach, weil ich Angst hatte.

Deshalb war es für mich umso wichtiger zu sehen, dass ich diejenige war, die, mit Unterstützung von meinen Eltern, für das, was ich mir vorgenommen hatte, recherchierte. Ich füllte Formulare aus, schrieb E-Mails, führte Telefonate, suchte Dokumente zusammen und lernte auf Duolingo Norwegisch, bis es dann tatsächlich so weit war, dass ich mein Auslandsjahr in Norwegen beginnen durfte.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aufgeregt ich war und wie wenig Ahnung ich hatte, was mich eigentlich erwarten würde.

Je näher der Tag der Ausreise kam, desto bewusster wurde mir, wie verrückt es eigentlich klingt, dass man für ein Jahr in einem anderen Land, mit einer anderen Sprache, bei einer Familie leben wird, die man noch nicht kennengelernt hat.

An dieser Stelle möchte ich gerne sagen, dass es sehr viel Mut braucht und alle, die ein Auslandsjahr gemacht haben, die gerade ein Auslandsjahr machen oder n0ch vorhaben, eines zu machen, sehr stolz auf sich sein können!

Eine turbulente Anreise

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass von dem Moment an, von dem mein Gepäck im Kofferraum verstaut war, meine Aufregung die größte Herausforderung war. Jedoch stellte sich heraus, dass sich der Start ins Abenteuer ein wenig turbulenter gestalten sollte. Schule in Norwegen

Für ein bisschen Kontext: Ursprünglich war geplant, zusammen mit einem anderen Mädchen, das auch ein Auslandsjahr in Norwegen macht, die Fähre von Kiel nach Oslo zu nehmen.

Jedoch hatte sie zu dem Zeitpunkt der Ausreise noch keine Gastfamilie, weshalb ich dann doch alleine fahren musste. (Für jeden, der jetzt Angst bekommen hat, keine Sorge. Manchmal dauern die Formalitäten ein bisschen länger. Das heißt aber nicht, dass das Auslandsjahr ins Wasser fällt. Das Mädchen ist einfach ein paar Wochen später nachgereist.) Das war jetzt vielleicht nicht optimal, aber auch nicht der Weltuntergang.

Wir sind dann also ein paar Stunden nach Kiel gefahren. So weit, so gut. Erst beim Einchecken ist mir fast das Herz in die Hose gerutscht, als die Frau am Tresen meinte, es wäre für Sechzehnjährige nicht möglich, die Überreise alleine zu machen. Natürlich hatten wir uns zu diesem Thema gründlich informiert.

Sowohl die Mutter des Mädchens, welche die Fährfahrt organisiert hatte, als auch mein Vater hatten den Informationen auf der Webseite entnommen, dass man als Sechzehnjähriger, mit einer Reisevollmacht der Eltern, sehr wohl auch ohne erwachsene Begleitperson die Fähre nehmen kann.

Tja, aber was soll man machen. Man hätte mich nicht auf die Fähre gelassen. Also musste meine Mutter spontan mitkommen. Wir hatten ja ein Doppelzimmer gebucht, in der Annahme, das Mädchen wäre mit von der Partie gewesen und es dauerte nur einen kurzen Moment bis alles dann doch geklärt war und wir beide von dem Schiff aus meinem Papa auf Wiedersehen winkten.

Ich würde sagen, es handelte sich bei dieser Situation um das Paradebeispiel eines Glücks im Unglück Moments und ich muss gestehen, dass ich letzten Endes sehr dankbar für die extra Zeit mit meiner Mutter bin. Auch wenn sich später herausstellte, dass die Frau am Thesen, Gott hab sie selig, nicht ganz auf dem neusten Stand war und es für mich doch möglich gewesen, wäre alleine zu fahren.

Die Umbuchungsgebühr plus entstandenen Kosten für den Flug zurück nach Deutschland für meine Mutter wurden von der Fähr-Organisation gedeckt.

Nicht der glatteste Start in mein Auslandsjahr, aber dann irgendwie doch genau das, was ich von meinem Leben erwarten würde und immerhin ein Start.

Endlich beginnt das Abenteuer

Da war ich dann also am 10.08. in Oslo, war mir der Tatsache, dass ich mich gerade in Norwegen befand, übermäßig bewusst und hatte gleichzeitig noch nicht mal begonnen zu verarbeiten, dass ich jetzt für ein Jahr hier bleiben würde und was das genau bedeutet.

Die Erinnerung daran fühlt sich ein bisschen so an, als wäre es ein Traum gewesen. Nachdem ich meine Mutter verabschiedet hatte, fuhr ich mit einem Taxi ins Anker-Hotel. Dort habe ich an einem dreitägigen Orientation-Camp teilgenommen. Ich habe einige nette Leute aus Deutschland, Italien und Belgien kennengelernt und wir haben einiges gelernt und viel unternommen.

Schule in Norwegen Eine spezielle ungeplante Erfahrung ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Unsere Gruppe spazierte gerade durch Oslo, als mir im Augenwinkel ein augenscheinlich betrunkener Mann auffiel, der gerade von einem anderen Mann in ein Auto geschoben wurde.

Als auch unsere Betreuer ihn entdeckten, fingen sie plötzlich aufgeregt zu tuscheln an und ich bemerkte eine Crew von Kameraleuten, die die ganze Situation filmten und dann war ich nur noch komplett verwirrt.

Es stellte sich heraus, dass die augenscheinlich betrunkene Person ein relativ bekannter norwegischer Komiker ist, Calle Hellevang-Larsen, und wir gerade Zeugen eines von ihm geplanten Sketches geworden waren.

Man fragte uns sogar später, ob wir einverstanden wären, wenn man Bilder und Ton von uns in seiner Show verwenden würde. Es kann also gut sein, dass man mich in nicht allzu ferner Zukunft im norwegischen Fernsehen sehen kann, und das schafft man nicht alle Tage an seinem zweiten Tag in Norwegen.

Meine Gastfamilie

Aber dann war das Orientation-Camp schon wieder vorbei und es war an der Zeit meine Gastfamilie zu treffen. Mein Herz hat mir bis zum Hals gehämmert. Meine Gastmutter und meine Gastschwester haben mich am Bahnhof in Oslo abgeholt.

Es war einer der surrealen Momente in meinem Leben, die Menschen zu treffen, denen man so unglaublich dankbar ist, dass sie einen in ihr Zuhause einladen, die man irgendwie als Familie sehen möchte und die einem doch gleichzeitig noch so fremd sind.

Meine Gastfamilie ist unglaublich nett, weshalb es mir dann aber doch einfach gefallen ist, mich einzuleben. Ich kann mich sehr glücklich schätzen. Gleich am ersten Abend sind wir zusammen schwimmen gegangen und hatten viel Spaß zusammen.

Trotzdem war die ganze Situation sehr neu und aufregend. Am Anfang fühlt man sich wie ein Welpe, der noch nicht ganz das Prinzip von Gleichgewicht verstanden hat und benommen durch die Gegend wankt.

Von einem echten Wikinger-Erlebnis bis zu entspannten Spaziergängen mit der Gastfamilie

Auch am nächsten Tag hatten wir ziemlich viel vor. Wir waren auf einem Wikinger-Event in der ältesten Ortschaft Norwegens. Wikinger Das war richtig cool!

Ich gehe jetzt mal nicht zu sehr ins Detail, aber wir haben so einige spannende Geschichten gehört und zum Schluss sind wir sogar mit einer genauen Replikation eines Wikingerschiffes über den Oslofjord gerudert. Es war ein ziemliches Erlebnis, welches ich so schnell nicht vergessen werde.

Ich hatte eine Woche, bevor es mit der Schule losging und sie ging wie im Flug vorbei. Wir haben sehr viele Dinge unternommen. Wir waren zum Beispiel im Kletterpark und sind viel spazieren gegangen.

Schule in Norwegen

Der erste Schultag war, wie man sich vorstellen kann, sehr aufregend. Als Erstes wollte man mich in die englischsprachige Klasse schicken, aber es stand für mich fest, dass ich gerne so viel norwegisch wie möglich lernen will, weswegen ich jetzt in die “teknologi og forskning” Klasse gehe.

Das ist eine Linie, in der ein besonderer Schwerpunkt auf die Natur- und Gesellschaftswissenschaften gelegt wird und ich zusätzlich das Fach Technologie und Forschung habe. Da ich nicht in eine gewöhnliche Klasse gehe, sind wir nur 13 Schüler*innen und es ist sehr angenehm, zur Abwechslung mal ruhig und konzentriert arbeiten zu können.

Generell hat der Begriff Schule hier in Norwegen eine ganz andere Bedeutung für mich bekommen. Ich darf meine Lehrer*innen duzen und generell ist die Atmosphäre sehr viel entspannter.

Wir haben so viele interessante und coole Projekte. Wir waren zum Beispiel auf einem kleinen Meeresforschung-Boot und habe Plankton und Meerestiere untersucht, haben Raketen mit Luftdruck und Wasser hochgeschossen, Bioplastik selber hergestellt, Ratten seziert, in einer Universität den CO₂-Abdruck eines von uns gewählten Produkt errechnet, unsere Blutgruppe ermittelt und die eigene DNA unter dem Mikroskop betrachtet, eine Brücke aus Spaghetti gebaut und getestet wie viel Newton sie aushält, einen Pitch für eine innovative Lösung für Hochwasserprobleme gehalten, eine öffentliche Diskussion besucht und Schmuck für den Weihnachtsbaum in einem 3D Drucker gedruckt.

Jetzt gerade haben wir Besuch von Student*innen des MIT, die uns für 3 Wochen unterrichten werden. Ich verstehe mich mit allen in meiner Klasse sehr gut und habe schon sehr schnell gute Freund*innen gefunden. Ich freue mich jeden Tag darauf, in die Schule zu gehen und es macht mich glücklich.

Einige Herausvorderungen

Bis ich mich hier so richtig eingelebt hatte, musste schon ein wenig Zeit vergehen. Aber mittlerweile ist es wohl auch in den Tiefen meines Gehirns angekommen, dass das hier nicht nur ein kleiner Ausflug war, sondern eben mein Leben für ein Jahr.

Trotzdem gibt es natürlich auch Momente, in denen es mir schlecht geht, ich Heimweh habe und alles ziemlich düster scheint. Das ist auch Teil der Erfahrung. Besonders die Weihnachtszeit war schwer für mich und das erste Mal, dass ich so richtig dolle Heimweh hatte.

Dabei war in meiner Erfahrung nicht die Vorweihnachtszeit, sondern besonders Heiligabend und die Zeit bis Silvester und darüber hinaus herausfordernd. Wenn die ganze Energie, die sich bis dahin aufgestaut hat, plötzlich weg ist.

Meine Highights

Schule in Norwegen Aber ein Highlight der Winterzeit ist natürlich der Schnee, von dem wir hier, trotz der Tatsache, dass wir sehr südlich leben, mehr haben als in Deutschland. Ich habe zum ersten Mal eine Schneehöhle gebaut und wir haben Stundenlang draußen gespielt.

Eine weitere Sache, die ich sehr großartig finde, ist den Fortschritt zu sehen, den ich mit meinem Norwegisch gemacht habe. Als ich hierherkam, konnte ich mich vorstellen und sonst nicht so viel. Und mittlerweile verstehe ich beinahe jedes Wort und spreche auch schon selber einiges auf Norwegisch.

Und zu merken, wie man langsam mehr und mehr eine Sprache spricht, die man vorher noch nicht konnte, ist schon ein sehr gutes Gefühl.

Ich bin unglaublich dankbar, dass ich hier sein darf und freue mich schon darauf herauszufinden, was mich noch alles erwartet.

 

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