So sieht das Arbeitsleben eines des herzlichsten Volkes Nordamerikas aus – Praktikum in Kanada
Womit assoziiert man Kanada als Erstes? Die unberührte Natur? Die multikulturellen Städte? Oder doch die Gastfreundschaft und Gutmütigkeit der Bewohner Kanadas? So oder so, alle diese Stereotypen sind von unserem Auslandspraktikanten Paul erlebt und bestätigt worden. Jedoch hat Kanada viel mehr zu bieten! Das Land des Ahornblattes ist ein Metropol für Medien, Kultur und Wirtschaft. Paul hat ein Praktikum in Kanada absolviert und berichtet nun von seinen Praxiserfahrungen, die er in der Cambie Village Business Association, einer NPO, sammeln konnte.
Vorstellung des Arbeitsgebers
Die Cambie Village Business Association ist eine Non-Profit-Organisation [NPO] mit Sitz in Downtown Vancouver. Sie verfügt über zwei Festangestellte und wird laufend durch internationale Praktikant*innen unterstützt.
Die Stadt Vancouver selbst ist in 22 verschiedene Business Districts unterteilt mit deren jeweiligen Business Associations. Die Business Association wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet, der sich aus Eigentümern kommerzieller Immobilien & Unternehmern des Cambie Village zusammensetzt.
Die Cambie Village Business Association macht es sich zur Aufgabe, Geschäftstreibende des gesamten Business Districts zu unterstützen und in jeglichen Bereichen und Belangen zu fördern.
Die Cambie Village Business Association repräsentiert insgesamt mehr als 400 Unternehmen und Eigentümer*innen von Gewerbeimmobilien. Die wirtschaftliche Entwicklung hat dabei oberste Priorität. Um Cambie Village weiterhin attraktiv zu halten, kommt dennoch auch der kulturellen und geschäftlichen Vielfalt des Viertels ein sehr hoher Stellenwert zu.
Der Aufgabenbereich der Business Association ist vielfältig. Dazu gehört neben der Initiation und Förderung auch die Vermarktung des Viertels Cambie Village als lebendige und attraktive Mischung aus Einzelhandels- und anderen Gewerbetreibenden.
Des Weiteren ist die Business Association für die Koordinierung und Organisation regelmäßiger Events zuständig. Durch besondere Veranstaltungen wie beispielsweise die (verspätete) Feier des Lunar New Year am 05.Februar 2022 versucht die NPO das Viertel auch für Besucher-, Bewohner- und Tourist*innen attraktiv zu gestalten.
Aus diesem Grund fällt auch das äußerliche Erscheinungsbild des Village in den Aufgabenbereich der Business Association. Hierzu zählt unter anderem die Entfernung von Graffitis, die Aufbereitung von Grünflächen sowie die Sauberkeit des Business Districts.
Darüber hinaus beschäftigt sich die Business Association mit der Organisation zahlreicher Marketing- und Werbemöglichkeiten für Mitglieder*innen. Der Einbindung von Geschäftsleuten und Immobilienbesitzer*innen und in der Folge der Zusammenarbeit von Mitglieder*innen und NPO kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Durch einen engen Kontakt und Austausch soll sichergestellt werden, dass die Interessen der Mitglieder*innen durch die Business Association bestmöglich unterstützt und gefördert werden.
Um diesem Anspruch nachzukommen, ist die konstante Zusammenarbeit mit allen Regierungsebenen und -behörden essenziell. Aus diesem Grund ist die Cambie Village Business Association Teil der Vancouver BIA Partnership, des Business Improvement Areas of BC (BIABC) sowie der International Downtown Association (IDA).
Weg zum Praktikum
Im Rahmen eines Gap Years zwischen meinem Abitur 2018 und dem Beginn meines Studiums im Wintersemester 2019/2020 absolvierte ich einen dreimonatigen Freiwilligendienst in Kapstadt, Südafrika.
Organisiert wurde dieser von dem, durch den Bund und das Auswärtige Amt geförderten Verein Experiment e.V. mit Sitz in Bonn. Aufgrund der sehr guten Organisation und Unterstützung vor, während und nach meinem Auslandsaufenthalt sowie meines Wissens über die Möglichkeit mit Experiment e.V. auch Praktika im Ausland absolvieren zu können, recherchierte ich zunächst auf der Homepage des Vereins.
Mit Blick auf den angloamerikanischen Kulturraum als Studienschwerpunkt und meinem Auslandssemester in Duluth, Minnesota im Wintersemester 2021/2022, entschied ich mich für ein nordamerikanisches Land als Praktikumsdestination.
Die englischsprachige Westküste Kanadas erschien mir dabei als sehr gute Ergänzung meiner bisherigen Erfahrungen in den USA.
Ausgehend davon setzte ich mich mit der für Auslandspraktika zuständigen Mitarbeiterin bei Experiment e.V. in Verbindung. Wie sich im Laufe der Beratung klärte, verfügt der Verein über eine Partnerorganisation in Vancouver, Kanada.
Die Organisation InternEX vermittelt internationale Studierende an verschiedene Unternehmen aus zahlreichen Wirtschaftsfeldern in und um Vancouver.
Nachdem ich der Partnerorganisation meine Vorstellungen und Erwartungen an das Praktikum mitgeteilt hatte, wurde mir eine Auswahl an möglichen Praktikumsstellen präsentiert. Aufgrund des vielfältigen Aufgabenbereiches sowie des Leitbildes der Organisation, entschied ich mich sehr schnell für die Cambie Village Business Association als potentielle Praktikumsstelle.
InternEX arrangierte im Anschluss an meine Entscheidung ein Vorstellungsgespräch. In dessen Rahmen wurde ich vom Executive Director der Business Association nach meiner Motivation für ein Praktikum in ihrer Association befragt.
Besonderen Stellenwert nahmen auch meine bisherigen Leistungen im Studium sowie meine Englischkenntnisse ein. Darüber hinaus stellte mir Rania Hatz ebenfalls verschiedene Projekte sowie kleinere Tätigkeitsbereiche der NPO vor, in welchen ich im Falle eines Praktikums mitarbeiten könnte.
Nach Ende des circa 45-minütigen Interviews erhielt ich wenige Tage später eine positive Rückmeldung von InternEX. Im Anschluss an Zusage der Praktikumsstelle informierte und kümmerte ich mich um die für die Einreise nach Kanada notwenigen Voraussetzungen.
Hierzu zählen beispielsweise das Financial Statement, ein Confirmation Letter der Organisation aber in Zeiten der Covid19-Pandemie auch der Nachweis des Impfstatus sowie ein gültiger PCR-Test.
Eigene Tätigkeiten im Praktikum
Die ersten drei Arbeitstage bestanden aus einer detailreichen Einführung in den Arbeitsalltag der Cambie Village Business Association. Im Anschluss daran wurde ich bereits mit meinen eigenen Aufgaben betraut. Trotz einer selbständigen Arbeitsweise hatte ich die Möglichkeit Feedback, aber auch Hilfe einzuholen.
Meine erste Aufgabe bestand darin eine Social Media Marketing Strategie für das Rebranding der Physiotherapiepraxis Prosper Health & Rehabilitation zu entwerfen und durchzuführen.
Da diese Strategie das Design einer Kampagne auf Instagram und Facebook sowie die Auswahl geeigneter Social Media Beiträge umfasste, konnte nicht nur erste Erfahrung im Bereich des Social Media Martekings, sondern auch im Umgang mit Photoshop sammeln.
Teil der entwickelten Strategie war ein Gewinnspiel im Wert von 250$. Dieses wurde sowohl auf Instagram als auch auf Facebook veröffentlicht. Ziel des Gewinnspiels war es, den Instagram- und Facebook- Profilen von Prosper Health & Rehabilitation auf Dauer mehr Likes und vor allem Follower zu garantieren.
Die zu Beginn der Kampagne festgelegten Ziele an Likes und neuen Followern konnten durch das Gewinnspiel nicht nur erreicht, sondern übertroffen werden.
Das zweite meiner Projekte war im Gegensatz zum ersten Projekt deutlich größer anberaumt und entstand unter Zusammenarbeit mit einer anderen Business Association.
Kundin der Cambie Village Business Association ist in diesem Projekt die Commercial Drive Business Association, die zum 15.02.2022 ihre eigene App veröffentlichen möchte, mit welcher Nutzer*innen eine Art Payback-Punkte sammeln können, wenn sie bei teilnehmenden Partner*innen des Commercial Drive Business Districts einkaufen.
Aufgrund der Kooperation mit einer anderen Association mussten alle Arbeitsschritte – von den Vorstellungen und Ideen, dem Budget und dessen Nutzung bis hin zur finalen Durchführung – im Vorfeld mit dem Board of Directors der Commercial Drive Business Association be- und abgesprochen werden.
Die Erstellung eines zeitlichen Ablaufplans der neuen Social Media Marketing Strategie stellte dabei meine größte Aufgabe dar. Den finalen Plan präsentierte ich schließlich dem Board of Directors der Commercial Drive Business Association, welches ihn unter Rücksprache genehmigte.
Neben diesen zwei Projekten war ich ebenfalls in der Planung des Lunar New Year Festivals der Cambie Village Business Association involviert.
Über die vergangenen Jahrzehnte hinweg haben sich viele Immigrant*innen verschiedener asiatischer Länder und Kulturen in und um Vancouver niedergelassen.
Ausgehend davon finden anlässlich des Lunar New Year in ganz Vancouver, und so auch im Viertel der NPO, Events und Festivals statt, die von verschiedenen Business Associations organisiert werden. Da auch viele Eigentümer*innen von Unternehmen in Cambie Village einen asiatischen Flucht-/Migrationshintergrund aufweisen und Lunar New Year feiern, organisierte die Cambie Village Business Association an meinem letzten Arbeitstag, dem 05.02.2022, ebenfalls ein Neujahrsfest.
Bei diesem Projekt war ich für die Kommunikation mit teilnehmenden Unternehmen zuständig.Ein weiteres, kleines Nebenprojekt war das Updaten der Daten aller Unternehmen der Fraser Street, einem weiteren Business District Vancouvers.
In diesem Zusammenhang führte ich sowohl Recherchen vor Ort sowie online durch. Darüber hinaus besuchte ich während meines Praktikums bei der Cambie Village Business Association ebenfalls zwei dreistündige Seminare zu den Themen digitale Kommunikation sowie zu neu aufkommenden Sozialen Medien.
Reflexion über den Bezug zu Studienschwerpunkten/-fächern
Das Praktikum bei der Cambie Village Business Assocation stellt für mich nicht nur eine persönliche Bereicherung dar, sondern knüpft an Inhalte und theoretisches Wissen meines Studiengangs Kulturwirtschaft an und baut dieses aus.
Wie bereits erwähnt, begründet sich die Wahl des englischsprachichen Kanadas als Praktikumsdestination zunächst durch meinen kulturwirtschaftlichen Studienschwerpunkt des angloamerikanischen Kultur- und Sprachraums.
Darüber hinaus erfolgte die Wahl der Cambie Village Business Association ebenfalls entlang studienrelevanter, inhaltlicher Parameter. So besuchte ich im Sommersemester 2020 das Management-Modul Marketing, welches mir sehr zusagte.
Die mir während des Praktikums bei der NPO übertragenen Aufgaben empfand ich aus diesem Grund nicht nur als sehr interessant, sondern sie griffen ebenfalls die während des Moduls erlernten Theorien und Strategien auf.
Der Fokus der Projekte in Sozialen Medien konnte mir darüber hinaus eine weitere, sehr komplexe Dimension des Marketings vor Augen führen. Durch das Praktikum wurde somit nicht nur mein bereits vorhandenes, allgemeines Interesse an Marketing gestärkt und erweitert, sondern auch theoretische Kenntnisse in die Praxis umgesetzt.
Die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse nehmen ebenfalls Einfluss auf potentielle Masterstudiengänge, die ich derzeit für meine akademische Weiterbildung ins Auge gefasst habe.
Eine der mir zugeteilten Aufgaben umfasste darüber hinaus auch die Kommunikation mit anderen Unternehmen sowie die Vorbereitung und Durchführung des asiatischen Neujahrsfestes.
Aus diesem Grund kommunizierte ich primär mit asiatischen Migrant*innen und/oder Kanadier*innen mit asiatischem Migrations- hintergrund.
Durch diesen Austausch mit anderen (kanadischen) Unternehmen konnte ich auch Inhalte meines Studienschwerpunkts der Interkulturalität nachhaltig in meinen Arbeitsalltag integrieren und praktisch anwenden.
Persönliche Erfahrungen
Für meine Zeit in Kanada wurde ich durch Experiment e.V. bei einer Gastfamilie untergebracht, sodass ich mich nicht selbst um eine Unterkunft bemühen musste.
Europäischen Studierenden, die nach British Columbia und speziell Vancouver wollen, muss allerdings klar sein, dass die Suche einer (privaten) Unterkunft für die Praktikumsdauer mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden ist.
Die Miet- und Lebenshaltungskosten in Vancouver selbst, aber auch in Vororten wie Surrey oder Langley, übersteigen deutsche Verhältnisse bei Weitem.
Die Freizeitangebote in Vancouver und British Columbia sind allerdings überaus vielfältig. Wenngleich Stadt Vancouver selbst nur circa 675.000 Einwohner*innen hat, leben im gesamten Einzugsgebiet mehr als 3 Millionen Menschen. Vancouver verfügt über ein schönes Stadtzentrum mit vielen kleinere Sehenswürdigkeiten, darunter Granville Island.
Gilt Eishockey als Nationalsport Kanadas, würde ich es auch allen Nicht-Eishockeyfans empfehlen ein NHL-Heimspiel der Vancouver Canucks zu besuchen, um die Hockey-Hysterie einer ganzen Stadt live miterleben zu können.
Neben dieser Indoor-Aktivität ist auch die geographische Lage der Stadt an der Westküste Kanadas nicht zu übertreffen und eignet sich perfekt für Outdoor- Aktivitäten.
Die Stadt ist umringt von malerischen Bergen, die selbst im doch warmen Sommer schneebedeckt sind. Im Kontrast zu der bergigen Landschaft steht dagegen die raue Pazifikküste von Vancouver Island.
Doch nicht nur in Vancouver, im ganzen Staat British Columbia ist die Natur atemberaubend. Circa zehn Stunden Autofahrt von Vancouver entfernt befindet sich der Banff National Park, der die lange Anreise wert ist.
Praktikant*innen, die genügend Zeit, vor allem aber auch Geld zur Verfügung haben, können Vancouver auch als Ausgangspunkt für Ski- und Snowboardausflüge nach Whistler oder Grouse Mountain nutzen.
Da ich bereits vor Antritt des Praktikums ein Auslandssemester in Minnesota verbracht habe stellte das Umdenken von Deutsch auf Englisch keinerlei Problem für mich dar. Zukünftige Praktikant*innen aus Europa müssen sich jedoch über die neunstündige Zeitverschiebung zwischen Pacific Standard Time und mitteleuropäischer Zeit bewusst sein.
Zu Beginn meines Aufenthaltes und sowohl im Vergleich zu meiner Zeit in Duluth, aber auch in Deutschland, war es sehr ungewohnt wie nett (die meisten) Kanadier*innen im Alltag miteinander umgehen.
Dieser Stereotyp, mit welchem ich bereits zu Beginn meiner Recherche zu Kanada konfrontiert wurde, hat sich während meines Aufenthalts nur noch bestätigt. Der Umgangston in Vancouver ist sehr freundlich und respektvoll und spiegelte sich sowohl in der Kommunikation im Unternehmen als auch in meiner Gastfamilie wider.
Da meine Gastfamilie, gleichermaßen wie viele Bewohner*innen Vancouvers, über einen asiatischen Migrationshintergrund verfügt, konnte ich das Neujahrsfest Luna New Year 2022 nicht nur im Rahmen meines Projekts in der NPO begleiten und feiern, sondern auch im familiären Umfeld.
Meine Abschlussgedanken
Abschließend kann ich Vancouver als Praktikumsdestination für Studierende nur empfehlen.
Auch für Student*innen, die anders als ich nicht an Marketing, sondern an anderen Bereichen der Wirtschaft, aber auch an kulturellen Tätigkeiten interessiert sind, hat die Stadt sehr viel zu bieten.
Die Entscheidung mein Praktikum in Vancouver und bei der Cambie Village Business Association zu absolvieren, hat sich für mich in persönlicher, aber auch studienrelevanter Hinsicht gelohnt.
Auch die Unterbringung in einer Gastfamilie stellte für mich eine große Bereicherung dar und ermöglichte es mir nicht nur Einblicke in (kanadische) Arbeitsweisen und -strategien zu erhalten, sondern auch im privaten Bereich interkulturelle Erfahrungen zu sammeln.
Dennoch möchte ich an dieser Stelle nochmals auf den finanziellen Aspekt und die damit verbundenen sehr hohen Lebensunterhalts- und Wohnkosten hinweisen, mit welchen Student*innen bei einem Aufenthalt in Kanada konfrontiert sind.
Weitere Beiträge aus dieser Kategorie
Carousel items
Mein Experiment Newsletter
Stay up to Date
Bleib informiert und verpasse keine Neuigkeiten, Angebote, Inspirationen und Gewinnspiele von Experiment. Wir verschicken 1x im Monat unseren Newsletter, den Du jederzeit wieder abbestellen kannst.