Nach der Schule die Welt entdecken, Abenteuer erleben, Eindrücke und Erfahrungen sammeln – und das, ohne dem Planeten zu schaden? Wir zeigen Dir, wie Du möglichst nachhaltig reisen kannst.

Wahrscheinlich kennst Du das Gefühl: Dich zieht es in die weite Welt hinaus, Du willst andere Länder und Kontinente entdecken, in Gedanken liegst Du schon auf Mauritius am Strand, isst Streetfood in Mexiko oder machst eine Safari in Südafrika. Aber plötzlich meldet sich Dein Gewissen und wirft das Stichwort Nachhaltigkeit in den Raum. Fernreisen belasten die Umwelt, das lässt sich nicht leugnen. Damit Du deshalb aber nicht auf Dein Abenteuer verzichten musst, haben wir 9 Tipps für Dich, um Deine Reise so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

1. Flüge kompensieren

Wir starten direkt mit dem Elefanten im Raum: Dem Fliegen. Flight Shaming ist wahrscheinlich den meisten mittlerweile ein Begriff. Das schlechte Gewissen, das man selbst bekommt oder das andere einem machen, wenn man vorhat, eine Reise per Flugzeug anzutreten.

Und in vielen Fällen hat Flight Shaming sicher seine Berechtigung, zum Beispiel wenn es um Inlandsflüge oder nahe Ziele geht, die man ebenso gut per Bahn erreichen kann. Nachhaltig fliegen
Es gibt aber auch Ziele, die lassen sich auf anderem Wege einfach nicht erreichen. Eine Möglichkeit, in diesen Fällen Dein Gewissen und gleichzeitig die Umwelt zu entlasten, ist es, Deinen Flug zu kompensieren. Dafür gibt es mittlerweile verschiedene Möglichkeiten. Wir arbeiten zum Beispiel schon seit Jahren mit atmosfair zusammen. Hier kannst Du den CO₂-Ausstoß Deiner Reise ermitteln und mit einem entsprechenden Klimaschutzbeitrag den Ausbau erneuerbarer Energien fördern.

2. Das Verhältnis zwischen Distanz und Aufenthaltsdauer

Wie Du den CO₂-Ausstoß durchs Fliegen ausgleichen kannst, weißt Du jetzt. Was Du Dir außerdem vor Augen führen kannst, ist Folgendes: Es macht einen Unterschied, ob Du für 2 Wochen oder für 4 Monate ans andere Ende der Welt fliegst. Das Verhältnis zwischen Distanz und Aufenthaltsdauer spielt eine große Rolle, ebenso die Häufigkeit Deiner Flugreisen. Planst Du zum Beispiel eine größere Reise von mehreren Wochen bis Monaten, auf der Du ein Land und seine Kultur näher kennenlernen willst, ist das weniger umweltschädlich als 3 oder 4 Kurzurlaube über das Jahr verteilt.

3. Die Alternative: Nahe Ziele

Viele wollen nach der Schule vor allem eines: Erstmal möglichst weit weg. Ferne Ziele wie Australien, Ecuador oder Vietnam versprechen Abenteuer und fremde Kulturen. Aber auch Europa hat einiges zu bieten und sollte nicht von vornherein als langweilig abgestempelt und ausgeschlossen werden.

Nachhaltig reisen, z.B. nach Belgien

Europa ist vielfältig und steckt voller Überraschungen. Deshalb bieten wir auch eine Vielzahl an Programmen in unseren Nachbarländern an, unter anderem das Europäische Solidaritätskorps, ein zu 100 % geförderter Freiwilligendienst.

Ein großer Vorteil einer Reise innerhalb Europas sind die verschiedenen Möglichkeiten, anzureisen. Viele Länder sind mit dem Zug oder der Fähre erreichbar und schonen so die Umwelt.

4. Ein Blick in den Koffer

Nicht nur die Anreise, sondern auch das Gepäck kann Ressourcen schonen, wenn man es richtig angeht. Deine erste Frage sollte sein: Was brauche ich wirklich? Denn länger Verreisen bedeutet nicht unbedingt mehr Gepäck. Du wirst unterwegs immer die Möglichkeit haben, Wäsche zu waschen. Nimm also lieber eine Packung Reisewaschmittel mit, statt der sechsten Hose und halte Dir stets vor Augen: Du wirst wahrscheinlich ohnehin mit mehr Gepäck zurückkommen, Stichwort: Souvenirs.

Auch Dinge wie Shampoo und Zahnpasta brauchst Du in der Regel nicht für Deinen gesamten Aufenthalt einzupacken. Sobald die ersten Flaschen und Tiegel aufgebraucht sind, findest Du sicher auch vor Ort eine Alternative. Eine weitere Möglichkeit, Platz im Koffer und gleichzeitig Plastik zu sparen, sind feste Pflegeprodukte wie feste Shampoos und Seifen.

5. Mobilität vor Ort

Du bist in Deinem Zielland angekommen. Aber jetzt hört das nachhaltige Reisen noch nicht auf. Dein Verhalten vor Ort beeinflusst Deinen ökologischen Fußabdruck genauso wie zu Hause, weshalb Du auf die gleichen Dinge achten solltest, zum Beispiel auf Deine Mobilität.

Wenn möglich, nutze öffentliche Verkehrsmittel oder fahre mit dem Fahrrad. Vor allem, wenn Du längere Zeit an einem Ort verbringst, kann es sich lohnen, ein Fahrrad zu leihen oder gebraucht zu kaufen, um flexibel von A nach B zu gelangen. Und auch das öffentliche Verkehrsnetz eines fremden Landes verliert mit der Zeit an Schrecken. Wahrscheinlich ist es gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint und schon bald weißt Du genau, welche Bus- oder Bahnlinie Dich zum Ziel führt.

6. Achtung: Touristenfallen und Tierquälerei

Schwimmen mit Delfinen, Kuscheln mit Koalas oder Baden mit Elefanten. Was nach einem absoluten Traum klingt, kann für die Tiere ein einziger Albtraum sein. Deshalb solltest Du, wann Nachhalzig Reisen bedeutet auch Tierschutz.immer Tiere involviert sind, zweimal hinschauen, bevor Du Dich zu einem Ausflug entscheidest.

Die meisten Anbieter bezeichnen sich selbst als Auffangstation und werben damit, ihre Tiere gerettet zu haben. Das stimmt in manchen Fällen, aber leider nicht in allen. Tragen Elefanten zum Beispiel Fußketten, ist das ein schlechtes Zeichen. Darf man sogar auf ihnen reiten, liegt dahinter oft ein brutales Training für die Tiere. Ein guter Indikator für ein echtes Schutzzentrum ist, dass dort keine Tiere nachgezüchtet und dabehalten werden.

Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, beobachtest Du Tiere lieber aus sicherer Entfernung. Auf einer Safari oder beim Whale Watching kannst Du die Tiere in freier Wildbahn sehen. Eine ethische Tour erkennst Du daran, dass ausreichend Abstand zu den Tieren gehalten wird und die Beobachtung nicht einer Hetzjagd gleicht. Du entdeckst dabei vielleicht nicht jedes Tier, das Du gern sehen würdest, aber dafür fühlt es sich nach einem richtigen Abenteuer an!

Bei unseren Wildlife-Programmen und Freiwilligendiensten mit Tieren kannst Du Dir übrigens sicher sein, dass sie qualitativ geprüft sind und es sich dabei nicht um Voluntourismus handelt. Hier kommst Du den Tieren je nach Projekt sehr nahe und leistest gleichzeitig wertvolle Aufklärungsarbeit.

7. Nachhaltige Souvenirs

Nachhaltige Souvenirs

Wir haben sie bei Punkt 4 schon kurz angesprochen: Die Souvenirs. Natürlich ist es schön, Erinnerungsstücke von Deiner Reise mitzubringen. Hierbei gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten: Verzichte auf Sand, Muscheln und vor allem auf Mitbringsel aus tierischen Produkten wie Schildpatt, Haifischzähnen oder Elfenbein. Die Mitnahme von Letzterem ist in den meisten Fällen ohnehin verboten. Zum Glück, denn dahinter steckt eine Menge Tierquälerei. Muscheln und Sand klingen zwar harmlos, sind aber wichtig für das Ökosystem Deines Reiselandes und sollten deshalb auch lieber dort bleiben.

Auch auf billige Plastik-Mitbringsel aus klassischen Souvenirshops solltest Du verzichten. Diese haben meistens keine gute Qualität und werden zudem nicht lokal produziert, sondern importiert.

Nachhaltigere Souvenirs sind beispielsweise lokale, handgemachte Kunstwerke wie Töpferwaren, Schalen aus Kokosnüssen oder gemalte Wandbilder. Nicht nur sind solche Mitbringsel besser für die Umwelt, Du unterstützt mit dem Kauf außerdem die Menschen vor Ort.

 8. Lerne das echte Land und seine Bevölkerung kennen

Nachhaltig Reisen mit weltwärts

Einen einzigartigen Blick in die Kultur eines Landes bekommst Du, indem Du Zeit mit den Menschen vor Ort verbringst und Dir die vielfältigen Facetten ihres Landes zeigen lässt. Wir sind der festen Überzeugung, dass Austausch die Welt retten kann. Indem wir einander kennenlernen und unterschiedlichen Perspektiven Raum geben, können wir globalen Hürden gemeinsam entgegentreten. Nachhaltig Reisen bedeutet nämlich auch, für Dich etwas aus der Reise mitzunehmen. Um diesen Austausch zu erleichtern, wirst Du in vielen unserer Programme in einer Gastfamilie untergebracht.

Ein weiterer Vorteil für Dich: Neben überlaufenen Touristen-Hotspots kannst Du so auch echte Geheimtipps entdecken, denn die einheimische Bevölkerung weiß, wo es in ihrem Land wirklich am schönsten ist!

9. Verbinde Deine Reise mit einer sinnvollen Tätigkeit

Eine Reise kann mehr sein als Urlaub. Du könntest zum Beispiel einen Freiwilligendienst leisten oder als Demi Pair Teil einer Familie sein. So hast Du zum einen die Möglichkeit, besonders tief in die Kultur eines Landes einzutauchen, zum anderen gibst Du dem Land und den Menschen gleichzeitig etwas zurück.

Unsere Freiwilligendienste finden in verschiedenen Bereichen statt, zum Beispiel kannst Du Dich für den Tier- und Umweltschutz engagieren, Teil eines sozialen Projektes sein oder Dich im Bildungsbereich betätigen. Mit all unseren Projekten setzen wir uns für die Sustainable Development Goals ein, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.

Es geht dabei vor allem darum, voneinander zu lernen, Eindrücke und Erfahrungen über ein Land zu sammeln und sich durch ehrenamtliche, gemeinnützige Arbeit in dem Gastland nützlich zu machen. Unser Motto lautet: „Go to learn, not to teach.“ Du bist nicht dort, um die Menschen zu retten oder ihnen etwas beizubringen, stattdessen lernt Ihr voneinander und helft Euch gegenseitig.

Du siehst: Nachhaltig Reisen erfordert ein wenig Planung und die Bereitschaft, sich zu informieren, ist aber nicht unmöglich! Es gibt viele Aspekte, die sich optimieren lassen und wenn nicht alles auf einmal funktioniert, solltest Du nicht verzweifeln oder Dir Vorwürfe machen. Jeder Schritt zählt und ist einmal das Bewusstsein für Nachhaltigkeit auf Reisen geschaffen, wird es Dir mit jeder weiteren Reise ein wenig leichter fallen.

Du willst wissen, wie es bei Experiment um die Nachhaltigkeit steht? Hier kannst Du weitere Infos nachlesen und auch in dieser Folge Austauschzeit widmen wir uns dem Thema.